Seit fast 35 Jahren versorgt der ursprünglich von der New York vorgelagerten Insel Long Island stammende Saiten-Virtuose nun seine Klientel schon mit Solo-Alben. Einen guten Namen konnte er sich aber schon davor machen, und zwar in der in den frühen 80ern gerade so richtig aufsteigenden Metal-Szene in Kalifornien. Joe verdiente nämlich dort sein Geld als Gitarrenlehrer und unterrichtete unter anderem junge, aufstrebende Künstler wie Kirk Hammett und Alex Skolnick, aber auch einen gewissen Steve Vai. Mit großem Erfolg, wie die weitere Geschichte seiner ehemaligen Schüler zeigt.
Doch auch seine eigene Historie kann sich mehr als nur sehen lassen. Joe blieb bis heute in erster Linie als Solo-Künstler aktiv und darf sich als einer der einflussreichsten Gitarristen der Gegenwart betrachten. Doch auch seine unter dem Titel "G3" absolvierten Tourneen mit anderen namhaften Kollegen seiner Zunft sowie seine Beteiligung an der "Supergroup" CHICKENFOOT sollten sich als überaus erfolgreich erweisen.
Mit "Shapeshifting" kredenzt der US-Amerikaner dieser Tage sein bereits 17. Solo-Album und stellt damit einmal mehr klar, dass er in erster Linie verdammt viel Spaß an Musik hat. Logisch, denn beweisen muss der gute Mann schon längst niemand mehr etwas, und von daher kann er frei von der Leber weg aufspielen.
Da er auch seine "experimentelle" Phase lange hinter sich gelassen hat und seine Wurzeln nun mal im Bluesrock der gediegenen Sorte liegen, lässt sich auch das Songmaterial von "Shapeshifting" grob in dieser Ecke verorten. Durch sein Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Titel für seine Instrumentalstücke tut man sich als Hörer zudem entsprechend leicht zu erahnen, was einem geboten wird.
Und man wird auch von keinem der 13 Tracks getäuscht, denn dass etwa 'Teardrops' etwas schwermütiges, balladeskes an sich hat, liegt ebenso auf der Hand, wie die Tatsche, dass 'All My Friends Are Here' geselliges Beisammensein suggeriert. Zusammen mit seiner Begleitband (zu der u.a. Legende Kenny Aronoff am Schlagzeug und JANE'S ADDICTION-Bassist Chris Chaney zählen) kredenzt Joe aber auch riff-betonte Rock-Epen ('Big Distortion') sowie klassischen Hardrock US-amerikanischer Prägung ('Nineteen Eighty').
Zudem verneigt er sich in 'Ali Farka, Dick Dale, an Alien and Me' nicht nur von zwei eher wenig beachteten Künstlern, er lässt uns dabei ebenso wissen, was er durch deren Inspiration aus dem Hut zu zaubern im Stande ist. Einmal mehr ein fesselndes Instrumentalalbum, an dem auch Nicht-Musiker ihre Freude haben können. Nicht zuletzt, weil bei Joe SATRIANI etwaige Selbst-Inszenierungen einfach nicht auf der Agenda stehen.