Die der Einfachheit halber schlicht als „Woodstock" genannte und daher auch so geläufige, an sich „Woodstock Music & Art Fair – 3 Days Of Peace & Music“ betitelte Veranstaltung, die am Freitag, den 15. August 1969 begonnen hatte und bis in die Morgenstunden des 18. August andauerte, gilt als Urknall in der Event-Szene. Das Festival wird nicht zu Unrecht liebevoll als „Mutter“ aller Freiluft-Konzerte betrachtet, hat seinen legendären Ruf jedoch erst nachträglich erhalten.
Schließlich war es für die Veranstalter an jenem Wochenende keineswegs abzusehen, dass sie damit in irgendeiner Form erfolgreich sein sollten, geschweige denn in die Annalen der Musikgeschichte eingehen würden. Während und unmittelbar nach dem Festival sah es sogar nach dem Gegenteil aus, denn man kann es drehen und wenden wie man will, während dieser Veranstaltung herrschte nicht nur am Gelände, sondern auch rundum der als Ausrichtungsort auserkorenen Kleinstadt Bethel im Bundesstaat New York das blanke Chaos.
In Zahlen ausgedrückt bedeutete das, sich mit etwa einer Million Dollar Verlust konfrontiert zu sehen. Dieser resultierte aus den chaotischen Umständen, für die man den Verantwortlichen eigentlich keine Schuld geben kann. Da unter anderem aber Lebensmittel per Helikopter eingeflogen werden mussten, kann man sich in etwa vorstellen, wie sich die Veranstalter gefühlt haben müssen. Sie konnte ja auch nichts dafür, dass sich anstelle der 50.000 erwarteten Fans die zehnfache Menge am Areal tummelte und weitere 200.000 Menschen im Stau rund um Bethel feststeckten.
All diese Begleitumstände, wie auch die überaus detailliert geschilderte Vorgeschichte bis hin zur Auswahl der Festival-Plakate, hat der französische Musik-Journalist Julien Bitoun für "Woodstock: Three Days Of Love And Peace" zusammengetragen und nun in Buchform aufgelegt. Den Löwenanteil des 240 Seiten starken Schmökers macht aber logischerweise die Berichterstattung über das Konzert selbst aus. Die ist auch als Konzertbericht angelegt und liefert detailreich und üppig bebildert Eindrücke aller auftretenden Bands und Künstler. Als wichtiges Detail sei erwähnt, dass man sogar sämtliche Setlists zusammentragen hat können und zudem auch diverse Augenzeugen zu den Performances befragt hat.
Dadurch erhalten auch wir, die wir durch die Ungnade der späten Geburt nicht Zeitzeugen jenes Festivals sein konnten, einen guten Überblick über die Auftritte von Größen wie SANTANA, MOUNTAIN, Janis JOPLIN, GRATEFUL DEAD, Johnny WINTER und Jimi HENDRIX. Mit dessen Auftritt endete das Festival auch offiziell am Montag-Vormittag, nicht so jedoch dieses Buch.
Der Autor hat nämlich in einem weiteren, „Epilog“ betitelten Kapitel auch noch zusätzlich essentielle Informationen zusammengetragen, die unmittelbar mit "Woodstock" in Verbindung zu bringen sind. Zum einen lässt er uns wissen, weshalb zahlreiche weitere Szene-Größen (wie etwa Eric CLAPTON, JETHRO TULL, THE ROLLING STONES oder LED ZEPPELIN) eben nicht anwesend waren und zudem erhält man als Leser auch noch einen wirklich interessanten Einblick in Zeitgeist jener Epoche. Kurze Abhandlungen über diverse exotische, zur Verwendung gekommene Instrumente sowie die in den Jahrzehnten danach als Tribut an dieses, einmalige musik- und kulturhistorische Ereignis ebenso unter dem Banner „Woodstock“ veranstalteten Festivals ergänzen die Texte zum eigentlichen Thema und machen diesen Schmöker unabdingbar für das Archiv jedes an Musik-Geschichte interessierten Zeitgenossen.