KARG

Ein paar Details zum neuen Album ...

KARG sind (noch) ein echter Geheimtipp in der österreichischen Underground-Szene und der Release ihres neuen Albums „Dornenvögel“ war daher ein perfekter Anlass, um J.J., dem Kopf der Truppe, ein paar Fragen zu stellen.

Ich würde dich zu Beginn dieses Interviews bitten, dass du KARG unseren MUSIKATLAS Lesern kurz vorstellst. Wie lange bist du mit KARG schon aktiv und gibt es außer dir noch andere fixe Bandmitglieder oder handelt es sich hier eher um ein Ein-Mann-Projekt?

Ich habe KARG im Sommer 2006 gegründet und wie es damals im Black Metal so üblich war, habe ich als Ein-Mann-Band begonnen. Zwischen 2010 und 2014 gab es KARG zwar auch als Live-Band mit wechselnden Musikern, die Songs und Texte habe aber seit jeher ich alleine geschrieben.

In welchem Zusammenhang steht eigentlich der Bandname KARG? Geht es hier um das visuelle karg, sprich Landschaften oder beziehst du den Namen auf einen seelischen Zustand, der sich karg und leer anfühlt?

Ich würde sagen zweiteres, obwohl sich karge Landschaften natürlich auch sehr gut mit dem Namen assoziieren lassen. Ich kann nicht mehr sagen, was mich seinerzeit zur Auswahl dieses Bandnamens inspiriert hat. Ich denke, ich habe damals einfach nach einem kurzen und prägnanten,aber eher untypischen Namen gesucht. Da sich inhaltlich seit den Anfangstagen jedoch nur wenig verändert hat und die Texte auch heute noch Frustration, Isolation und Themen wie Entfremdung behandeln, ist der Name nach wie vor sehr passend.

Das neue Album „Dornenvögel“ wurde am 16.11. via AOP Records veröffentlicht. Die acht Tracks erzählen je eine in sich geschlossene Geschichte und bilden gemeinsam eine Sammlung von verschiedensten menschlichen Dramen. Sind diese Erlebnisse alle persönlich real oder beziehst du dich hier auch auf Bücher, Filme oder Dinge, die vielleicht im Bekanntenkreis passiert sind?

Die Texte der Band sind eigentlich schon durchwegs autobiografisch und sehr ichbezogen gehalten, was allerdings gemeinsame Erlebnisse mit Freunden oder Bekannten nicht ausschließt, da in den Lyrics auch einige Dialoge vorkommen. Es fällt mir schwer, über Dinge zu schreiben, die ich nicht selbst erlebt habe oder die ich nicht nachvollziehen kann, deswegen erzähle ich in meinen Texten eigentlich zumeist eigene Geschichten.

Wie beschreibst du selbst den Musikstil, den du mit KARG erschaffst? Siehst du dich noch im Black Metal verwurzelt oder hast du dieses Genre künstlerisch bereits hinter dir gelassen und fühlst dich mehr dem Post Rock zugehörig?

Stilistisch wird das Ganze immer auf Black Metal aufbauen, denn dort sind meine Wurzeln. Post Rock hatte jedoch ein paar Jahre später eine ähnlich starke Wirkung auf mich, weshalb dieser Einfluss natürlich ebenfalls Spuren hinterließ. Generell kann man sagen, dass es in meinem Leben drei Musikrichtungen gab, die alles verändert haben: Black Metal, Post Rock und Hardcore. Ich bin auch ein großer Indie Fan, aber halt nicht in dem Ausmaß, wie das auf die zuvor genannten Genres zutrifft.

Um wieder zum Album zurück zu kommen: Auf Grund der unglaublich vielen Clean-Gitarren, die auf „Dornenvögel“ zu hören sind, ist das Album sicher mehr im Post Rock angesiedelt als alle meine vorherigen Werke. Das muss ich mir an dieser Stelle wohl eingestehen. Der Black Metal wird aber alleine schon auf Grund der Ästhetik immer die Oberhand behalten.

Deine Musik vermittelt eine immense Tristesse und Schwere, entspricht das deinem Wesen?

Eigentlich entspricht die Musik schon meinem Wesen, denn wäre ich ein fröhlicher Mensch, hätte ich vermutlich musikalisch einen anderen Weg eingeschlagen. Ich würde deshalb durchaus sagen, dass „Dornenvögel“ eine Art indirektes Abbild der Dinge darstellt, die sich in meinem Kopf abspielen. Natürlich geht Kunst immer mit einem leichten Pathos einher, sei es in der Musik, der Lyrik oder in Form von Gemälden. Gleichzeitig versucht man natürlich, dass Ergebnis seiner Arbeit ehrlich und direkt zu halten. Ich hoffe das hört man dem Album auch an.

Wie lange hast du an den Stücken gearbeitet? Wird gleich aus der ersten Idee ein Song oder passiert es oft, dass du an einem Stück ewig lange herum arrangierst, bis du zufrieden bist?

Puh, ich würde sagen, dass ich bei neuen Songideen relativ intuitiv vorgehe und recht schnell einen Plan habe, wie sich die einzelnen Teile an einander fügen sollen. Steht der Song erst einmal, ändere ich nur noch selten etwas ab, ich mache höchstens gewisse Teile dem Gesang entsprechend kürzer oder länger, aber mehr eigentlich nicht. Ich lege allerdings im Studio oft noch ein oder zwei zusätzliche Overdub-Gitarren über den Song, um das Ganze etwas aufzupeppen. Das alles passiert generell sehr aus dem Bauch heraus.

Der Gesang auf „Dornenvögel“ ist sehr eindringlich und brachte mich phasenweise wirklich an meine Grenzen, da ich emotional nicht immer in der Lage bin, solch akustische Ausdrucksformen des Schmerzes und der Wut zu ertragen. Waren die Aufnahmen im Studio gefühlsmäßig tatsächlich so intensiv, wie es sich anhört oder täuscht mich dieser Eindruck?

Ja, es war schon sehr leidenschaftlich dieses Mal, und ich habe mir mit dem Gesang sehr viel Zeit gelassen und Spuren nur dann verwendet, wenn die Aufnahme wirklich intensiv und hysterisch klang. Ich muss mir da aber normalerweise auch keine allzu große Mühe geben. Leider fuhr ich dieses Mal die meiste Zeit selbst mit dem Auto ins Studio, weshalb ich nicht so viel trinken konnte, wie ich es eigentlich sonst während der Gesangsaufnahmen gerne mache. Ich denke jedoch, dass ich trotzdem so weit wie möglich aus mir herausgegangen bin.

Du hast ja auch Gast-Vokalisten, zum Beispiel von ELLENDE oder LUNAR AURORA, mit am Start, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Eigentlich ist auf jedem Song bis auf „Drangsal“ ein Gastsänger mit dabei, welcher mal mehr und mal auch nur wenige der Strophen übernommen hat. Auf „La Tristesse Durera Toujours“ ist etwa Dominik von DOWNFALL OF GAIA zu hören, auf „L’appel Du Vide“ singt Tom von ANCST oder auf „Meine Freiheit war ihr Tod“ intoniert mein alter Freund Purch aus FIVE MINUTE FALL Zeiten.

Weitere Gast-Vokalisten sind Thomas (LŬS) auf „F 19.5“, Alex von der Wiener Band AMER auf „Heimat bist du tiefster Winter“ und L.G. von ELLENDE auf „Petrichor“. Whyrrd von LUNAR AURORA beschließt mit dem Song „Advent“ das Album. Mit allen Mitwirkenden bis auf Whyrrd war ich vorher schon befreundet, was auch der Grund dafür ist, dass sie auf dem Album zu hören sind.

LUNAR AURORA ist eine jener Bands, die mich seit meinen frühesten Black Metal Tagen geprägt haben und sie haben mit ihrem Album „Hoagascht“ einen wegweisenden Meilenstein in Punkto Mundart-Texten abgeliefert. So habe ich Whyrrd via Mail kontaktiert und mit ihm ein Treffen vereinbart. Nachdem wir uns gleich von Anfang an sympathisch waren, kam er eines Tages im Studio vorbei und hat einen Track eingesungen. Ich hoffe, er freut sich ebenso über unsere Zusammenarbeit wie ich das tue.

Gibt es für dich eine Art spiritueller Verbindung zwischen KARG und HARAKIRI FOR THE SKY oder sind es zwei komplett unabhängige musikalische Kreativbereiche von dir?

Naja, generell würde ich schon sagen, dass hier inhaltliche Parallelen bestehen. Ich bin ja in beiden Bands für die Texte verantwortlich, weshalb es da sicherlich viele Ähnlichkeiten gibt. Den wichtigsten Unterschied macht jedoch die Sprache aus.

Du wirst mit KARG in den kommenden Monaten live auftreten, welche Shows sind bereits fix geplant und wie schaut die Livebesetzung von KARG aus, wenn ich fragen darf?

Eigentlich sind nur das Dome of Rock in Salzburg und das Dark Easter Metal Meeting in München fix. Ich würde mich aber freuen, nach all den Jahren auch wieder einmal in Wien zu spielen, denn die Stadt ist in den letzten zehn Jahren doch zu meiner zweiten Heimat geworden. Live haben wir dieses Mal drei Gitarristen am Start, damit das Ganze möglichst nahe ans Album heran kommt. Ich hoffe, es funktioniert auch meinen Vorstellungen entsprechend …

Vielen Dank für das Interview und es wäre tatsächlich cool, KARG in den nächsten Monaten hier in Wien live auf der Bühne zu sehen!

Photo Credits: Krist Mort