Vielen dürfte der Bandname wohl nicht in Erinnerung geblieben sein und auch das aus dem Jahr 1988 stammende einzige KARO-Album "Heavy Birthday" zählt wahrlich nicht zu den weltweit bekanntesten. Dabei standen die Vorzeichen damals auf Durchbruch, durfte das aus Berlin stammende Quartett doch zunächst mit den Produzenten Peter Hauke und Andy Lunn in Studios in Berlin und Frankfurt aufnehmen, ehe die aus diversen Deutschrock-Bands wie MORGENROT formierte Truppe die Ehre hatte, für weitere Aufnahmen mit Tony Platt in London zu arbeiten. Das Label setzte auf die Melodie-durchfluteten, auch im Mainstream-Radio tauglichen Songs und schickte KARO kurz nach der Veröffentlichung ihres Debüts mit MEAT LOAF auf Tournee.
Welchen Umständen auch immer es geschuldet sei mag, weiß man zwar bis heute nicht so genau, Tatsache jedenfalls war, dass die Band schon bald darauf von ihrer Plattenfirma gekündigt wurde und danach mehr oder weniger klanglos von der Bildfläche verschwand. Einzig Sänger Lutz Salzwedel, der sich einst aus der DDR nach Westen absetzen konnte und in West-Berlin Keyboarder "Karo" Straub begegnete um schlussendlich die Band zu gründen, war in den letzten Dekaden unter dem Künstlernamen Dan Lucas aktiv, und sogar einigermaßen erfolgreich. Zuletzt stieg sein Bekanntheitsgrad sogar weit außerhalb des Rock-Business, wurde er doch zum Sieger von "The Voice Of Germany Senior" gekürt.
"Karo" und Lutz waren es auch, die in den Archiven geforscht haben um die Arbeiten an den Teilen "II" und "III" von "Heavy Birthday" voranzutreiben. Da ihre beiden Kollegen Erich Holstein (G) und Ronnie Bosien in der Zwischenzeit verstorben sind, sehen sich die beiden Protagonisten regelrecht dazu verpflichtet das Vermächtnis der Band am Leben zu erhalten, auch aus Respekt gegenüber ihren früheren Mitstreitern.
Die optisch an das Debüt angelehnte Scheibe (das Original-Jim Rakete (!)-Covermotiv ist nur geringfügig überarbeitet worden und ziert im Prinzip in seitenverkehrter Variante das Werk) kommt als Doppel-CD in auf 1000 Stück limitierter Edition und von Toni Übler digital remastert, in die Läden. Die beiden, bereits digital einzeln veröffentlichten Alben enthalten ausnahmslos Songs aus den Jahren 1987 bis 1989.
Wer die Band kennt (oder noch nicht vergessen hat), wird ohnehin sofort zugreifen, schließlich wird mit diesem Doppel-Decker die Geschichte der Band zu einem in sich geschlossenen und für alle involvierten Personen zufriedenstellenden Ende gebracht. Wer mit KARO bislang noch nicht vertraut ist, dem sei mitgeteilt, dass eine Vorliebe für Keyboard-betonten, Melodic/Hard Rock mit unglaublich authentisch klingender US-AOR-Schlagseite die Grundvoraussetzung ist um etwas mit der Musik der Berliner anfangen zu können.
Zudem sollte man auch einen gewissen Toleranzbereich hinsichtlich des Härtegrades mitbringen. Die Grenzen zum Pop sind nämlich ohnehin nicht allzu weit entfernt und werden in den eher ruhigeren Nummern immer wieder gerne überschritten. Für Rock-Historiker definitiv essentiell, der Rest möge KARO zumindest eine faire Chance geben.