Besonders verstörend beginnt das neue und dreizehnte KORN-Release „The Nothing“. Dudelsack-Gedudel, paranoides Geflüster und am Ende des Intros „The End Begins“ ein weinender Jonathan Davis. Der Frontman ist zwar nicht unbekannt dafür, seine Fassung on tape zu verlieren (man erinnere sich an „Daddy“ vom ersten Album), aber schon lange hörte man den mittlerweile 48-jährigen nicht mehr so zerstört.
Die Hintergrundgeschichte erklärt natürlich einiges – im Vorjahr verlor Jonathan Davis seine Ehefrau und Mutter seiner vier Kinder. Davis, der seine Lyrics schon immer wie ein Tagebuch behandelte, verarbeitete seine tragische Geschichte no-na auf dem neuen Album der kalifornischen Nu-Metal-Heroen. Zwar punktete der Sänger nie mit Eloquenz, die rohe Energie, die schockierende Ehrlichkeit seiner Texte und sein mächtiges und flexibles Gesangsorgan imponieren aber nach wie vor. Track 2 „Cold“ eröffnet das Album mit enorm harten Riffs, Ray Luzier’s Drum-Gemetzel und Davis‘ fantastischen Metal-Growls. Gitarrist Brian „Head“ Welch, der sich zwischen 2005 und 2012 seinem neugefundenen Glauben widmete, liefert – wie auf den zwei Vorgänger-Alben – eine willkommene Rückkehr zu den alten, amelodischen Nu-Metal Riffs. Ähnlich herausstechen tut „Idiosyncracy“, ein derart mit Heaviness induzierter Track, der die Frage aufwirft: „Wenn sie noch rocken können, wieso taten sie das die letzten 15 Jahre nicht mehr?“. Die poppige, experimentierfreudige Seite von KORN ist hier definitiv auch vertreten, zwar reduziert, aber trotzdem noch zu prominent. Songs, wie die Single „You’ll Never Find Me“ klingen wie die letzten zehn Singles, die Korn veröffentlicht haben und die werden auch nicht besser. Die glattgebügelte Produktion hilft dabei auch nicht. Hin und wieder schaffen sie es auch interessant zu klingen, wie auf dem semi-elektronischen „Finally Free“.
Viele hätten wohl vermutet, dass wir in diesem Leben kein solides KORN-Album mehr erleben werden. „The Nothing“ kommt aber sehr nahe ran. Obwohl einige Hooks genauso eierlos wie die der kontemporären Pop-Metal(core)-Langeweiler klingen, zeigen KORN hier vermehrt ihre härtere, viel verlockendere Seite, für die wir sie lieben gelernt haben.