Vor ziemlich genau 10 Jahren erschien das letzte KRAAN-Studiowerk “Diamonds”. Hatte sich viel getan in der Zwischenzeit. Hellmut Hattler verlegte den Fokus auf seine vielfältigen Nebenprojekte wie TAB TWO, HATTLER und SIYOU’N’HELL, ich hatte das Plaisir den Mann zumindest mit letzterem live zu erleben.
Dann wurde Mitte des vorigen Jahrzehnts bei Hellmut eine lebensbedrohliche Blutkrankheit diagnostiziert, er verbrachte längere Zeit auf der Intensivstation und musste sich einer Chemo unterziehen, die die Motorik seiner Finger einschränkte – die Ärzte erlaubten ihm schließlich, trotz Infektionsgefahr, den geliebten Bass ins Krankenbett nehmen zu dürfen, was den Heilungsprozess letztendlich enorm beschleunigte. 2019 folgte mit dem Tod des langjährigen Freundes und KRAAN-Wegbegleiters Ingo Bischof ein weiterer Rückschlag.
Den Blick nach vorne gerichtet und im Hinblick auf das anstehende 50-jährige Bandjubiläum beschloß das Gründer-Trio der deutschen Jazz Rock-Legende – Hellmut (bs), Peter Wolbrandt (git, voc) und Jan Fride (dr) – KRAAN aus dem Hiatus zu holen.
“Schöner Wird’s Nicht” lautet der Titel des etwas mehr als zweiminütigen Instrumentals, das leichtfüßig, mit Esprit und Eleganz daher kommt. Und “Schöner Wird’s Nicht” könnte als Untertitel für diesen Longplayer gelten – vom hypnotischen, raffinierten Groove des Openers “Sandglass” (“Eine Metapher für Leben und Tod, die Endlichkeit des Daseins”, so Hellmut) über den Mantra-artigen Chant auf “Path” bis zur schlichten Schönheit von “Moonshine On Sunflowers” versteht jeder einzelne Track den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Wenn die Presse-Info Fragen wie “Gibt es intelligente Töne?”, “Kluge Melodien?” oder “Scharfsinnige Beats?” aufwirft, kann man diese unumwunden nur bejahen. Alles das und noch viel mehr: Messerscharfe Gitarrenriffs und ein ellenlanges Solo über funkigen Basslines auf “Pick Beat” und zu guter letzt der “Hippie Jam”als versonnener Rückblick auf oft ungestüme Anfangszeiten.
“See the time pass, there’s a crack in the sandglass” erinnert ein wenig an Leonard Cohen’s großen Epilog “Anthem”, wir hoffen bei KRAAN stark auf eine Fortsetzung!