KRAAN Zoup

Broken Silence

“Eine “Zoup” ist nicht nur eine falsch geschrieben Suppe ..."

“Wir sind ja von jeher – und jetzt wieder mal ganz besonders ­– planlos glücklich in unserem Tun!” Dieses Zitat Hellmut Hattlers spricht eigentlich Bände. Hellmut konnte im vergangenen Jahrzehnt beileibe nicht über Unterbeschäftigung klagen: Ob mit TAB TWO, seinem Solo-Projekt “HATTLER, “SIYOU’N’HELL” gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Siyou Isabell Ngnoubamdjum oder der gelegentlichen Reunion mit den KRAAN-Kumpels Jan Fride (dr) und Peter Wolbrandt (git, synth), die zuletzt 2020 das famose “Sandglass” hervorbrachte, genoß es der Mann hörbar sich auf keine Stirichtung festlegen zu müssen/lassen.

Der brandaktuelle Tonträger, gerade auf CD erschienen, die Vinyl-Variante folgt im Januar, hört auf den geheimnisvollen Namen “Zoup”, zu dem Meister Hattler Erklärungsbedarf verspürt: “Eine “Zoup” ist nicht nur eine falsch geschrieben Suppe, es könnte auch ein Gebräu sein, in das eine Menge von Einflüssen hineingeschüttet wird. Insofern passt die Bezeichnung prima zum KRAAN-Sound von heute. Wir wollten ja schon immer weg von der Definition “Kraut”- oder “Jazzrock”. Aber es braucht ja wohl immer ein Etikett auf der Flasche.”

Schon der eröffnende, siebenminütige Titelsong wächst einem mit lässigem Groove, der den drei Protagonisten jede Menge Spielraum für ausufernde Solo-Bravour bietet, rasch ans Herz. Das darauf folgende “Rainy Day” verströmt trotz des Titel ausgesprochen sonnige gute Laune und kann dazu mit dermaßen stimmigem Gesang aufwarten, zusammen mit “Twisted” übrigens die einzigen non-instrumentalen Songs auf dem Album.

Wie gewohnt ergehen sich die Herrschaften auch hier in skuriller Namensgebung wie “Überstürzter Aufbruch”, wo’s mit vertrackter Rhythmik schon deutlich heftiger zur Sache geht und Peter Wolbrandt mit einer fulminanten Solo-Exkursion in die Vollen geht, oder "Weit Und Breit", das von anfangs leisen Tönen sukzessive zu einem Slow-Funk-Paradestück mutiert . Mit “Norwegen Dia”, das eingangs kurz das "Satisfaction"-Riff der STONES zitiert, wird’s dann etwas beschwingter und nahezu tanzbar, während gleich darauf “A Skyful Of Veils” feinsinnige, meditative Klänge verströmt. Zu meinen persönlichen Favoriten zählt “Plain Vanilla”, wo Hellmuts markante, vorgründige Bassline das solide Fundament setzt, wie eine Leinwand, auf der Gast-Keyboarder Martin Kasper bunte Synthie-Farbtupfer setzt, und das herrlich unaufgeregte, mit angedeuteten lateinamerikanischen Elementen umso faszinierende “Bikinian Rhapsody”.

KRAAN gedenken hier auch ehemaliger Mitstreiter – auf “Aus Allen Wolken” ist der 2019 verstorbene Keyboarder Ingo Bischof zu hören und auf der Bonus-Acoustic-Version von “Norwegen Dia” ist sogar KRAAN’s Ur-Saxofonist Johannes “Alto” Pappert mit von der Partie.

“Schon witzig, dass es uns nach über 50 Jahren On-Off-Beziehung wieder mal zusammentreibt um etwas zustande zu bringen, was mit anderen Konstellationen einfach nicht zu schaffen ist. Und das spüren unsere treuen Fans auch und geben uns viel an Zustimmung und Kraft zurück! Sollte dies unser ultimatives Album sein muss es wie eine Ausnahme klingen, so gut wie nur irgend möglich – und das könnte echt geklappt haben!”

Hat es in der Tat, lieber Hellmut. Chapeau!

kraan-live.jimdofree.com