Die Band KREISKY begleitet mich auch schon seit sehr sehr vielen Jahren. Die Bekanntschaft nahm ihren Anfang als ich ihre Vorgängerband MORD und Sänger Franz Adrian Wenzel in seiner Rolle als AUSTROFRED, vermutlich zirka, Anfang/Mitte der 2000er im EKH veranstaltet hatte. KREISKY selbst traten ab 2007 an die Öffentlichkeit, es folgte eine wiederkehrende berufliche Zusammenarbeit in der ((szene)) Wien, dem Gasometer (u.a. auch ein AUSTROFRED-Gig, der dann als dramturgischer Baustein für sein Buch „Hard On!“ diente), am Donauinselfest. Jetzt zählt die Band zu den Veteranen bzw. bereits Vorreitern eines gewissen Austro-Alternative-Rock-Hypes der 2010er (WANDA & Co.) und veröffentlicht ihr 6. Studioalbum. Schrecklich, wir sind inzwischen also alle alte, weiße Männer! Das passt jetzt gut als Stichwort zum Ruf der Band als „grantigste Band Österreichs“. Dies ist natürlich liebevoll auf den charmanten Wiener Grant gemünzt, der auf alles schimpft, alles philosophisch Scheiße findet, dem es in Wirklichkeit aber auch herzlich egal und der gemütlich ist. Dies ist insofern wieder ein doppelter Blödsinn, weil die Band eine komplette Oberösterreicher-Partie ist (aber natürlich Exil-Wiener, so wie scheinbar eh die meisten die man so kennt) und die zumindest persönlich überhaupt nicht grantig sondern äußerst nett und freundlich und wohlgemuts sind.
Wie auch immer!
Ihr neues Album ist schon weit vom teilweise nervaufreibenden Lärm der frühen Werke entfernt. Eine Tendenz die seit „Trouble“ (2011) immer weiter verfolgt wurde und seither immer wieder mal echt popiges Hitpotential annimmt. Die Noise-Rock-Gitarre, die man schon von MORD kannte, blitzt in wenigen Songs schon noch hie und da auf und da merkt man auch gleich wieder das Könnertum in diesem Genre. Aber keine Sorge, Franz Adrian Wenzl sorgt schon wiederkehrend mit Gegwengel und Deklamationen und Reimbruch für ein schönes Ausmaß Kratzbürstigkeit. Und dies ist in Text und Musik schon für den Ruf der Band wesentlich. Schonungslos frönen sie ihrer Kunst, die menschliche Existenz, insbesondere aber die Österreichische (ist sie wirklich so besonders?) schön bösartig und erleuchtend zu sezieren. Dabei bleiben sie soweit abstrakt und dadaistisch, dass nie auch nur die geringste Gefahr von „kritischem Austro-Pop“ aufkeimt. Dem Alter geschuldete Reflexionsweisheit ringt der Band durchaus neue inhaltliche Facetten ab und sie bleiben auch auf Album Nummer 6 frisch und spannend. Adoleszente Arroganz von Exil-Städtern gegenüber ihrer ländlichen Herkunft, der Wunsch nach Trost und statt dessen Erfüllung im Skisport oder ein gewisses Sich-Reif-Empfinden und darauf mit dem geformten Selbstbewußtsein beharren. Dieses und viel mehr ist in schöne, schräge aber doch greifbare Kurzgeschichten gefasst, in denen viel zum Wiedererkennen sein dürfte. Wie der Pressetext passend und ehrlich formuliert: „Ein Stück Traumlogik, das exemplarisch zeigt, wie nah sich das Böse und das Blöde, das Kluge und das Banale bei Kreisky (wie im echten Leben!) stets sind.“ Man könnte eventuell David Schalko als filmisches Pendent zur Kunst von Kreisky heranziehen, zwischen David Lynch und Roland Düringer (im Kabarett könnte man Josef Hader dazwischen anzusiedeln). Gute Gesellschaft. Zwischen den SMITHS, PINK FLOYD (das Abschlussstück!), JESUS LIZARD, Post-Punk Gestampfe- & Geklirre, Noise Rock, 70er Prog Rock und auch Pop, nach wie vor: Super Band!