Die herrlich wienerische Band gibt es nun auch schon seit unglaublichen 12 Jahren. Ihr grantelnder Wiener Schmäh gepaart mit US-amerikanischem Noise-Rock Marke JESUS LIZARD, BUTTHOLE SURFERS oder COWS und Avantgarde-Rock / Post-Punk wie vermutlich ganz oben THE FALL Pate gestanden sein dürfte (R.I.P. Mark E. Smith!) ist schon ein sehr spezielles und hierzulande kaum vergleichbares Süppchen.
Nein, nicht Süppchen, dicker Einbrenn-Eintopf. Schon mit ihrer famosen Vorgängerband MORD schlugen sie beschriebenen Weg ein, u.a. in Form einer gemeinsame Tour plus Live-Album mit Krautrock-Legende und CAN-Sänger Damo Suzuki. In den letzten 12 Jahren hat sich insbesondere auch in Wien und Österreich, also der hiesigen Popszene sehr viel getan. Bands, die kurzfristig oder auch nachhaltig so richtig nennenswerten Erfolg haben, gab es seither echt unzählige, man darf durchaus von einem Österreichischen Pop-Boom oder einer Wiener Indie Explosion reden. Und inzwischen kann man KREISKY berechtigt als Vorreiter dieser Welle bezeichnen. Neben Acts wie z.B. DER NINO AUS WIEN oder JA, PANIK!. Apropos wienerisch: Soweit ich das in Erinnerung habe, sind KREISKY allesamt oder großteils zugezogene Oberösterreicher. Also wie eh fast alle Wiener_innen.
Nun aber endlich zum neuen Album: Es ist das letzte mit dem Bassisten Gregor Tischberger. Live spielt eh schon länger Lelo Brossmann, auch bekannt von DESTROYED BUT NOT DEFEATED und HEINZ. Ab nun ist er fixes Bandmitglied. Die 10 Songs auf dem Album wirken weniger noiserockig, sind prägnanter, kürzer, cleaner, poppiger. Von weichgespültem Mainstream-Alternative sind sie dabei aber immer noch meilenweit entfernt, zu gesprochen und seltsam sind da vermutlich allein schon mal die Lyrics. Diese wirken auf den ersten Blick oft banal und kurios, offenbaren bei eingehender Wirkung aber zumeist recht zynisch-humorvoll die Borniertheit der Menschen und sind somit schön wienerisch geübte Gesellschaftskritik. Aber auch in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren einiges getan, diesbezüglich sollte man ruhig den wunderschönen Satz aus der Albuminfo zitieren:„Der schimpfende Mensch, der vielen KREISKY-Songs die Perspektive lieh, ist vom Querulanten, der sich an der Supermarktkasse über den Joghurtpreis beschwert, erst zum „Wutbürger“ und dann zum Präsidenten der Vereinigen Staaten geworden.“ – KREISKY meistern das schon. Kürzlich sind KREISKY konsequenterweise (weil Österreich, weil Wien) auch in die Hochkultur gewechselt: Die hymnisch besprochenen Theaterarbeit „Viel Gut Essen“ gemeinsam mit der Autorin Sibylle Berg im Wiener Rabenhof-Theater. Scheisse, sie sind jetzt echt Schauspieler. Anspieltipp am Album wäre mal „Veteranen Der Vertanen Chance“, der Song stellt auch einen Grund für den hohen Beliebtheitswert der Band bei mir erneut unter Beweis: ihre liebevolle Sympathie zu den Underdogs unserer Gesellschaft.
Kein Schnösel-Scheiß.