Über YouTube als (vermeintliches) Karrieresprungbrett zu referieren ist mittlerweile obsolet. Mehr oder weniger junge Menschen verbringen enorm viel Zeit vor dem Computer um sich musikalische Darbietungen von mehr oder talentierten ZeitgenossInnen reinzuziehen, die dann ob einer Vielzahl von Klicks plötzlich als Superstars gehandelt werden. Wenn man ein Video für YouTube aufnimmt kann man endlose Takes und Edits machen, zum Unterschied von richtigen Live-Auftritten, wo man richtig abliefern muss.
Die französische Gitarristin und Sängerin Laura Cox hatte zu Beginn ihrer Karriere ebenfalls Videos von Cover-Songs und Gitarren-Soli gepostet die millionenfach aufgerufen wurden, dann aber ihre eigene Band gegründet und legt nun mit “Head Above The Water” ihren bereits dritten Longplayer vor.
Die Scheibe ist ein erfrischender Mix aus gradlinigem Rock, Blues und – Überraschung – einem kräftigen Schuß Americana/Roots Music. Mit dem Opener und Titeltrack kommt gleich mal ein deftiger, melodischer Rocker mit ellenlanger Solo-Bravour, der die Sixstring-Connaisseure auf ihr Kosten kommen lässt, auch “So Long”, “One Big Mess” und “Set Mee Free” schlagen in die gleiche Kerbe. Mit “Old Soul” kündigt sich dann ein drastischer Stilwechsel an – über akustischem Fingerpicking pirscht sich ein schmuckes Slide-Riff an, dann steigt ein Banjo in den Chorus ein und es klingt als ob der Song in einer Hütte in den Great Smoky Mountains von Tennessee geschrieben worden wäre anstatt im schönen Frankreich.
“Before We Get Burned” und “Seaside” setzen dann die Akustik Gitarren/Banjo-Kombination fort, mit “Fever” und “Swing It All Out” geht’s forsch wieder mit hooklastigem Hardrock zur Sache. Wenn man bei dem abschließenden “Glassy Day”, auf dem Laura erneut die Slide und das Banjo auspackt und dazu mächtig viel Soul in der Stimme hat, die Augen schließt, fühlt man sich ins sonnendurchflutete Louisiana Bayou County versetzt …
Superbes Teil, die Lady ist zweifellos auf dem richtigen Weg!