„I'm an ok songwriter, but I'm a great singer and frontman” sagte LIAM GALLAGHER jüngst in einem Interview. Dem kann der geneigte Fan nur schwer widersprechen – war doch Big Brother Noel für den Großteil der OASIS-Hits verantwortlich, während Liam sich in der Rolle als Rampensau am wohlsten fühlt.
Nach zwei eher soliden als überzeugenden Alben mit BEADY EYE (quasi OASIS ohne Noel) fragte man sich zurecht, wie es mit dem jüngeren Gallagher-Bruder nun weitergehen soll.
Denn: Mit einem Album wie "As you were" hatten 2017 wohl nur die wenigsten gerechnet, mich eingeschlossen. Während Bruder Noel mit seinen HIGH FLYING BIRDS eher auf Disco- und Popsounds fliegt, legte Liam ein bärenstarkes Rockalbum vor und versorgt die Fangemeinde mit seiner gewohnt leicht arroganten, aber immer lässigen „Scheißegal“-Attitüde. Er kann’s also doch noch!
Zwei Jahre später tun sich wieder Fragezeichen auf: War „As you were“ etwa nur ein einmaliger Ausrutscher nach oben? Keineswegs, “Why Me? Why Not.” geht den vom Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent weiter, wenn auch der große Überraschungseffekt diesmal aus bleibt. Die Hitdichte ist insgesamt zwar geringer, doch mit “Shockwave”, “Once” oder dem fetzigen “Be Still” wird den Britpop-Jüngern wieder einiges zum Shaken und Schunkeln geboten. Unterstützt wird Liam dabei wie schon beim Vorgänger vom Songschreiber-Profi Andrew Wyatt, der auch für Lady Gaga komponiert.
Das Maß aller Dinge ist aber natürlich immer noch die Stimme: Sowohl auf Platte als auch Live klingt Liam wieder sehr gestärkt und beinahe glasklar - wovon man sich am 18. Februar 2020 auch selbst überzeugen kann. Da wird Wien mit einem doch selten gewordenen Besuch beehrt - Sonnenbrille, Tamburin, zu niedriges Mikrofon und Parka inklusive - auch wenn es im Gasometer heiß hergehen wird.
Als (möglicherweise leicht) sakrilegisches Fazit bleibt nur noch eins festzuhalten. Wenn die beiden Brüder voneinander unabhängig noch solche Alben rausbringen, braucht es eigentlich keine Reunion mehr.