Im letzten Jahr bereits in der Heimat erschienen, wird das mittlerweile 29. (!) Studioalbum der japanischen Metal-Institution nun auch bei uns veröffentlicht. Federführend war einmal mehr Gitarrist Akira Takasaki, den offenbar die Muse nicht nur geküsst, sondern regelrecht abgeschmust haben dürfte. Schließlich hatte der Hauptkomponist ganz 16 Songs fertiggestellt, ehe es zu einem Band-Meeting gekommen ist, um darüber abzustimmen, welche davon auf dem neuen Album landen sollten.
Nun, Akira dürfte seine Kollegen davon überzeugt haben, dass kein einziger Track gestrichen wird. Und auch sämtliche Label-Verantwortlichen willigten ein, "Sunburst" als Doppel-Album in die Läden zu stellen. Das Ergebnis, ein hübsch aufgemachtes Digipak kann sich, auch was das Artwork betrifft, auf jeden Fall sehen lassen.
Acht Songs wurden pro Tonträger verewigt, ebenso ausgewogen ist die Mischung von Songtiteln in japanischer und englischer Sprache. Das passt gut ins Konzept, denn die Herren haben einmal mehr einen Teil ihrer Lyrics in ihrer Muttersprache verfasst. Mitunter wechselt die Band sogar die Vortragssprache innerhalb einzelner Songs, die bleiben dabei aber überraschend stimmig.
Der abermals vermehrte Einsatz der japanischen Sprache deutet zudem in gewisser Weise auf eine Rückbesinnung auf das Frühwerk hin. Das würde auch mit der doch eher "Old School"-lastigen Ausführung des 2018er Drehers "Rise To Glory" zusammenpassen, auf dem einige Tracks in der Tat an die Glanzzeit der Band denken haben lassen.
Die Vorfreude wird am Ende des Tages aber leider doch ein wenig getrübt. Irgendwie will "Sunburst" nämlich nicht vollends zu dieser Theorie passen. Zwar werden Nummern wie etwa 'Crazy World' (ein weiterer potentieller Live-Abräumer, der wohl gerne auch als Medley mit 'Crazy Doctor' und 'Crazy Nights' in Empfang genommen wird....), 'Stand Or Fall', 'Hunger For More', oder auch 'The Sanzu River' definitiv die Geschmacksnerven jener Klientel treffen, die immer noch das Werk von LOUDNESS zwischen 1984 und 1989 bevorzugen.
Während der üppigen Spielzeit des Doppel-Albums sind aber auch noch jede Menge anders klingender Songs zu finden. Die sind zwar immer noch vom technisch raffinierten Spiel des Gitarristen und Songwriters geprägt (allein das eröffnende Instrumental 'Rising Sun' dürfte Saitenfetischisten in Wallung versetzen), wirken stilistisch aber eher an jener Phase in den 90ern und frühen 00er Jahren orientiert, in denen LOUDNESS mit Alben "Ghetto Machine", "Dragon" oder "Engine", bemüht war dem Zeitgeist zu entsprechen und die Fanschar zu erweitern.
Das hat den eingeschworenen Fans damals nun wahrlich nicht gefallen, und von daher ist auch anzunehmen, dass "Sunburst" mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen wird. Auch wenn die erwähnten Tracks fraglos gelungen sind, Akria Tatsaki einmal mehr unter Beweis stellt, dass er seinen (und unseren) "Guitar-Heroes" in nichts nachsteht. Lob gebührt auch Sänger Minoru Niihara, der immer noch jene, zwar gewöhnungsbedürftige, aber unverkennbare, charismatische Stimme besitzt, mit der auf Kult-Klassikern wie "Disillusion" bezaubert hat. Ein ansprechendes Teil also in Summe, aber immer noch weit weg von den Scheiben der Frühzeit.