Der Mann kann sich wirklich verdammt rar machen! Dass Marc Reece aus Essen stammt wurde erst nach intensiver Recherche offenkundig, die coole Blues Rock-Mucke, die der Mann auf seinem aktuellen Langeisen “Dreamer” zum Besten gibt, hat nämlich durchaus anglo-amerikanisches Format. Und für die Aufnahme von Tonträgern findet der Ausnahmegitarrist offenkundig nur sehr selten Zeit, datiert der Vorgänger “Let It Burn” doch von 2009, mein persönliches Einstiegswerk “Breakin’ Out” lag sogar noch weitere sieben Jährchen zurück. Die langen Pausen sind schlicht und einfach darauf zurückzuführen, dass der Mann nahezu durchgehend mit seinem Trio in aller Herren Länder unterwegs ist und zusätzlich noch mit anderen Künstlern auf Tour geht, erst Mitte 2019 räumte er sich die Zeit ein um “Dreamer” einzuspielen. Zu seinen langjährigen Alumni Guido Ludwig (Bass) und Denis Sarp (Drums) gesellten sich hier noch Marcus Schinkels (Orgel und Piano) und der Jazz-Keyboarder Adrian Wachowiak, um den Sound merklich voluminöser zu gestalten.
Rory Gallagher, Stevie Ray Vaughan und Jimi Hendrix zählen zu seinen Vorbildern, verrät die Presse-Info, dass Marc Reese diese Einflüsse längst zu einem sehr eigenständigen Stil verwoben hat ist breits beim ersten Durchlauf offenkundig. Da bleibt schon mal der spritzige Eröffnungsrocker “Bernie” im Gehörgang hängen, der Titeltrack schaltet dann einige Gänge runter und hat neben mitreißenden Gitarren/Orgel-Intermezzi auch den satten Groove mit gediegenen Hooklines in petto. Die probate Werkschau von Marc’s Griffbrett-Künsten steht mit dem Instrumental “One For Hannes” im Plan, da spannt sich der Bogen von rockigem Riffing über Fusion-Versatilität bin hin zur gekonnten Tapping-Pflichtübung, also alles was das Herz der Gitarrenfreaks so richtig erfreut. Etwas härter, mit teilweise vertrackten Tempi-Wechseln geht’s dann auf dem ebenfalls gesanglosen “At The Market” zur Sachen und wem das gar zu heftig war, der darf sich dann genüßlich an der superben, neunminütigen Ballade “Harder It Seems” delektieren.
Hierzulande ist Marc Reece, wenn überhaupt, ein Geheimtipp, ich empfehle die Repeat-Taste am Player bis auf weiteres auf “on” zu schalten. Es lohnt sich!