Marianne Faithful veröffentlichte 1964 im zarten Alter von 17 ihre erste Single “As Tears Go By”, eine irgendwie distanzierte aber überaus erfolgreiche Version der Jagger/Richards-Komposition, 1987 gab’s auf “Strange Weather”, ihrem Comeback nach jahrelanger Heroinsucht, eine sehr düstere Intonation und jetzt, mit stolzen 71 Lenzen, geht die Darbietung des Klassikers erstmals richtig unter die Haut.
Mit “Witches Song” und der Dylan-Komposition “It’s All Over Now, Baby Blue” gibt es zwei weitere Neuauflagen, die mit gelunger Instrumentierung und emotionsgeladener Gesangsdarbietung die seinerzeitgen Aufnahmen deutlich überflügeln. Und sie passen auch ins Konzept, zu Marianne’s Auseinandersetzung mit dem Tod: “Born To Live” ist eine Hommage an die im Vorjahr verstorbene Anita Pallenberg und “Don’t Go” ist ihrem ebenfalls von uns gegangenen Gitarristen Martin Stone gewidmet. Mit “No Moon In Paris” wird die eigene Einsamkeit thematisiert, “In My Own Particular” die ungebrochene und ausgesprochene Sehnsucht nach Liebe.
Die durchwegs ergreifenden Lieder wurden mittels prächtiger Klavier- und Geigenarrangements von u.a. Ed Harcourt und Warren Ellis stimmig inszeniert, wobei letzterer den BAD SEEDS-Mitstreiter Rob Ellis (nicht verwandt) mit ins Boot holte und Meister Nick Cave himself auf “The Gypsy Faerie Queen” am Piano und zweiter Stimme zu hören ist. Über allem schwebt Marianne’s unvergleichlicher Sprechgesang, der stets noch ein Äutzerl an Zerbrechlichkeit und Intensität nachlegen kann.
Ein spätes Karriere-Highlight!