MARILLION An Hour Before It’s Dark

earMusic

Mit überaus aktuellem Bezug

Alle Achtung, die britische Prog-Urgesteine haben es mit ihrem neuen Longplayer tatsächlich in die Mainstream-Medien geschafft. Laut Teletext-Newsmeldung wolle Frontman Steve Hogarth keine Liebeslieder mehr schreiben: “Ich habe schon alle geschrieben. Hunderte davon. Wo wir stehen, wie es um unseren Planeten bestellt ist, ist weit wichtiger als ein weiterer Song über ein Mädchen, das mir das Herz gebrochen hat.”

Somit thematisiert “An Hour Before It’s Dark” die Klimakrise und die Corona-Pandemie, die Songs verströmen spürbare Melancholie und Selbstreflexion ist angesagt. Während der Vorgänger “F.E.A.R.” (an sich schon ein prophetischer Titel) mit etwas überzeichnetem Bombast daher kam laden die Herrschaften den Zuhörer hier zwar auch in üppige Klang-Gefielde mit allerlei vertrackten Tempi-Wechseln und wohldosierten Solo-Ausritten, kommen aber dann wieder ausgesprochen handzahm mit Streichquartett und Chor-Verstärkung um die Ecke.

Neben dem genüßlichen Ohren-Schmeichler “The Crow And The Nightingale” wächst einem zusehends “Care” ans Herz, das nach schlichtem Intro zu einem wahren MARILLION-Klassiker erblüht, auch dank einer grandiosen Gesangsdarbietung von Meister Hogarth und unterfüttert mit Steve Rothery’s exquisiter Fretboard-Akrobatik. Der Opener “Be Hard On Yourself “ wird Fans eventuell schon von der letzten Tour geläufig sein, die Thematik der Sorge um unseren Planeten setzt sich auf “Reprogram The Gene” fort während man auf “Murder Machines” zu social distancing Stellung nimmt.

Vorzugsweise sollten man der englischen Zunge mächtig sein um den lyrischen Tiefgang gänzlich zu erfassen, musikalisch ist’s definitv ein weiteres Highlight in der Band-Historie. Kommt im edlen Digipack samt Bonus-DVD mit einer 85-minütigen Documentary und dem Performance-Video von “Murder Machines”.

“An Hour Before It’s Dark” soll uns gemahnen dass es 5 vor 12 ist, aktuell gerade in viel zu vielen Belangen.

www.marillion.com