MARILLION With Friends At St. David's

earMusic / Edel

Hinsetzen und einfach nur genießen

Der Ideenreichtum und die Kreativität der britischen Prog-Rock-Ikone sind durch die nun wahrlich nicht gerade kurz geratene Studio-Diskographie eindrucksvoll dokumentiert. Die persönliche Beziehung zu ihren Fans sowie die Bühnenaffinität der Herrschaften selbst, sind aber noch ein Level höher anzusiedeln. Schließlich gibt es wahrlich nicht viele Bands, die nicht nur in regelmäßigen Abständen Live-Dokumente veröffentlichen, sondern sich dafür auch immer wieder etwas Besonderes einfallen lassen.

Doch MARILLION waren noch nie der Kategorie „konventionell“ zuzuordnen, und haben im Laufe ihrer inzwischen mehr als 40-jährigen Band-Existenz immer wieder für Überraschungen und Besonderheiten gesorgt. Auch "With Friends At St David's" darf als solche bezeichnet werden, schließlich ist es alles andere als alltäglich, eine Prog Rock-Formation zusammen mit einer Querflötistin, einem Hornisten und einem Streichquartett zu Gehör zu bekommen. Schon gar nicht in auf einer Bühne, doch mit dieser, in der „St. Davids Hall“ in der walisischen Hauptstadt Cardiff mitgeschnittenen, Scheibe bekommen wir genau das frei Haus geliefert. Damit schließt sich gewissermaßen auch der Kreis zur 2019er-Veröffentlichung "With Friends From The Orchestra", auf der MARILLION erstmals mit dem erwähnten "In Praise Of Folly-Stringquartett" kooperiert haben.

Die auf Grund der erwähnten Instrumentierung von den Original-Fassungen abweichenden Songs erhielten in der Neubearbeitung zum Teil noch mehr Tiefgang. Allen voran ‚Seasons End‘, aber auch das ergreifende ‚Estonia‘ und auch das nicht auf der erwähnten letzten Studioscheibe verewigte, vom 2016er Dreher „F.E.A.R.“ stammende 'The New Kings' klingen, in dieser Umsetzung noch ein wenig intensiver.

Klar, der Rock-Faktor einer Live-Show ist üblicherweise doch ein anderer, und auch bei MARILLION an sich deutlicher zu spüren. Wer sich in dieses Album (das auch als DVD sowie als Blu-ray mit jeder Menge Bonus-Material wie etwa einem „Making Of“-Doku erscheint) aber erst einmal so richtig eingelebt hat, wird feststellen, dass die mitunter fast schon beängstigende Stille des Publikums sehr leicht zu erklären ist.

Entweder hat es der Zuhörerschaft in „St. Davids“ ob der Klasse der Vorstellung einfach nur die Rede verschlagen, oder aber, man war bemüht, möglichst alle feinen Klang-Nuancen in sich aufnehmen zu können. Das wiederum funktioniert in einem „Mosh-Pit“, um es ein wenig überspitzt zu formulieren, bekanntermaßen nicht ganz so perfekt.

Genug der Worte. Mein Tipp: Einfach mal hinsetzen und das Album vom fast 20-Minütigen Monumental-Epos ‚Gaza‘ bis zum nur knapp kürzeren Finale in Form einer anbetungswürdigen Version von ‚This Strange Engine‘ genießen!

 

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