Wer kann sich an die Zeit erinnern, als man sich bei einem Kumpel mit Kabelanschluss, mit ausreichend Bier und sonstigen Untensilien versorgt, zum kollektiven nächtlichen Musikgenuss im WDR traf?
Der legendäre Auftritt von Mitch Ryder anno 1979 hing an einem seidenen Faden, denn der US-Rocker erschien zum Soundcheck mehr als “elegantly wasted” und mit einer halbgeleerten Flasche Jacky unterm Arm. Der Produzent und Präsentator war nahe daran den Gig abzusagen, er war gut beraten es letztendlich nicht zu tun denn Mitch Ryder schrieb an diesem Abend zweifellos Musikgeschichte: Vom eröffnenden “Long Hard Road” und den gnadenlos guten Eigenkompositionen “War” und “Ain’t Nobody White” über den Abstecher in des Mannes Rock’n’Roll-Vergangenheit (“C.C. Rider”, “Jenny Take A Ride”, “Good Golly Miss Molly”) bis hin zu den mitreißenden Interpretationen von “Wicked Messenger” (Bob Dylan), “Rock’n’Roll” (Lou Reed) und dem finalen, überragenden 12 Minuten-Opus “Soul Kitchen” (Doors) war eine ganze Nation (und natürlich die Kabel-Ösis) von den Socken!
Mitch Ryder hegte und pflegte seine deutsche Fanbase weiterhin, der ebenfalls in diesem fetten Digipack enthaltene Mitschnitt von der Burg Herzberg aus 2004 legt Zeugnis ab davon – zwar schon in die Jahre gekommen aber noch bestens bei Stimme lieferte der Altmeister eine weitere Hammershow ab, die natürlich auch spätere Großtaten wie “Red Scar Eyes” und “Freezin’ In Hell”, die beiden STONES-Cover “Heart Of Stone” und “Gimme Shelter” und – wie gehabt – zum Abschluss “Soul Kitchen” auf der Setlist hatte.
Überaus wertiges Package mit sage und schreibe drei CDs und zwei DVDs, da kann man abends schon ein Fläschchen köpfen und sich an dem Dargebotenen erfreuen!