Mit „Live At Bergisel“ (Membran) veröffentlicht das umtriebige Trio aus Tirol dieser Tage ein ganz besonderes Album. Doch nicht nur dieses erweist sich als ungewöhnlich, die Karriere dieser Formation verläuft generell anders als es bei der Konkurrenz üblich ist. Grund genug also Bandchef und Drummer Jan Haußels an einem Sonntag-Vormittag ans Telefon zu bitten:
Reden wir zunächst einmal über das Live-Album. Wie kam es denn zu dieser Idee?
Die Location hat uns immer schon beeindruckt. Man kennt den Bergisel an sich als eine der schönsten Schisprung-Anlagen weltweit und weiß, dass bei Veranstaltungen in Innsbruck immer beste Stimmung herrscht. Vor allem die Kolosseum-artige Anlage der Tribünen hatte es uns angetan und so kamen wir irgendwann einmal zum Entschluss, dass wir hier ein Konzert geben wollen.
Ganz so einfach dürfte so ein Unterfangen aber nicht zu realisieren sein. Was alles musste dafür unternommen werden?
Für die letztendlich grandiose Umsetzung gebührt in erster Linie unserem Manager Lob. Allerdings war es für ihn nicht unbedingt einfach. Es musste sprichwörtlich Türklinken putzen gehen, konnte jedoch recht bald das Interesse bei diversen Vertretern der Stadtgemeinde und den Stadionbetreibern wecken. Danach ging es relativ rasch, so dass wir uns recht rasch an die Planung des Konzerts machen konnten.
Für dieses dürfte die Installation der entsprechenden Lichtanlage eines der komplexesten Themen gewesen, oder?
Am Anfang hatten wir durchaus unsere Zweifel, ob wir unser Vorhaben tatsächlich auch im geplanten Umfang durchziehen können, doch als wir wussten, dass wir die richtigen Leute dafür engagiert hatten, waren wir uns sicher unsere Ideen auch visuell umsetzen zu können. Wär‘ doch schade, wenn man so eine Chance als Band nicht auch entsprechend nutzen würde.
Der visuelle Aspekt scheint generell ein großes Thema bei MOTHER’S CAKE zu sein. Würde sich da nicht eine DVD-Veröffentlichung anbieten?
Oh ja, auf die optische Umsetzung legen wir sehr viel Wert! Das war schon immer der Fall, denn wir sind der Meinung, dass ein Song auch diesbezüglich etwas vermitteln soll. Nur so ist er auch vollständig! Es ist Tatsache, dass der optische Eindruck einer Band, in welcher Form auch immer, verdammt wichtig ist. Ansonsten hätte man seit 50 Jahren keinerlei Wert auf Artwork, Cover oder Show-Effekt gelegt.
Klar doch, das Auge isst bekanntermaßen nicht nur mit, es hört auch mit. Ab und zu „darf“ es aber auch einfach nur visuelle Eindrücke vermitteln. Besonders dann, wenn die Umgebung etwas hergibt, wie etwa am Bergisel.
Genau, das Ambiente am Bergisel bot sich förmlich an, als Teil des Konzepts mitzuwirken. Daher war unsere Devise auch eindeutig: „Klotzen, nicht kleckern!“ Und ich denke, wir haben das Bestmöglich für den Fan erreicht. Dennoch macht es heutzutage nicht mehr viel Sinn eine DVD zu veröffentlichen, denn so etwas kauft leider kaum noch jemand! Allerdings muss ich schon zugeben, dass wir wirklich gerne ein audiovisuelles Dokument dieses Abends anbieten würden. Vorerst werden wir es aber bei einzelnen Videos belassen müssen, denn eine Veröffentlichung von „Live At Bergisel“ als Blu-ray ist finanziell leider nicht drinnen.
Eure Videos ladet ihr nach und nach über Facebook ins Netz. Reicht Euch das um neue Fans zu lukrieren?
Noch. Da Facebook aber inzwischen auch nicht mehr jene Reichweite hat, wie das vor einiger Zeit der Fall war, werden wir uns dafür eine andere Plattform übelregen müssen. Eine Idee haben wir zwar schon, die Umsetzung wird aber noch dauern. Und so richtig eilig haben wir es damit auch nicht, denn noch läuft die Sache über Facebook zumindest einigermaßen ordentlich.
Apropos Reichweite: Für euren Status habt ihr es bisher schon zu verdammt viel gebracht. Eine Australien-Tournee hat nun wahrlich nicht jede Band auf der Haben-Seite…..
Danke für die Blumen. Hier schließt sich gewissermaßen ein Kreis, denn der Booker in Down Under, der uns vermittelt hat, ist auf MOTHER’S CAKE über eines unserer früheren Videos auf Facebook aufmerksam geworden. Der Kerl war offenbar dermaßen angetan von uns, dass er alles ihm Mögliche unternommen hat um uns zu unterstützen und uns auf Tournee zu holen. Es ist wirklich fein als Band das Glück zu haben, immer wieder mit dermaßen engagierten Leuten arbeiten zu können.
Überaus engagiert muss zuletzt auch euer Manager gewesen sein. So einfach dürfte es nämlich auch nicht sein ins Vorprogramm von ALICE IN CHAINS zu „rutschen“, oder?
Das stimmt. Er hat sich wirklich schwer ins Zeug gehängt und wir sind froh ihn an unserer Seite zu haben. Man darf auch gerne behaupten, er wäre unser viertes Bandmitglied. Die Tournee mit ALICE IN CHAINS war zwar nur kurz, aber ungemein ereignisreich und mit Sicherheit ein weiteres Highlight unserer bisherigen Karriere.
Da muss ich gleich entsprechend nachhaken, um zu erfahren, wie denn die weitere Planung aussieht?
Wir sind mit dem, was wir bisher erreicht haben wirklich zufrieden. Allein die Tatsache als Band so viel unterwegs sein zu können und im Prinzip MOTHER’S CAKE als Beruf betrachten zu können, ist gewaltig. Da inzwischen sogar von der Band ein bisschen was in unsere Kassen kommt, besteht nun wahrlich kein Grund zu meckern.
Für die Zukunft haben wie es uns zum Ziel gemacht, als Band weiter zu wachsen, denn in Wirklichkeit sind wir immer noch ein Underground-Act. Das Radio hat ja bisher noch nicht wirklich Notiz von uns genommen und daran darf sich durchaus etwas ändern.
Vielleicht klappt es ja mit dem nächsten Studioalbum. Wie schaut es denn diesbezüglich aus?
Wir arbeiten zwar schon an neuen Songs, sehen aber keinerlei Grund für Zeitdruck. Sollte es sich ausgehen, könnten wir 2019 ein neues Studioalbum auf den Markt bringen. Wenn uns das nicht gelingt, auch kein Problem. Durch meinen Umzug nach Wien hat sich sowieso einiges geändert, etwa die Art und Weise des Probens. Bei unserem Debüt war es noch so, dass wir zu dritt im Proberaum jede einzelne Nummer von der ersten Idee an gemeinsam erarbeitet haben. Jetzt müssen wir eben blockweise proben und zwar immer dann, wenn ich in Tirol bin. Mal schauen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Daher lässt sich auch nicht abschätzen, wann denn tatsächlich ein neues Studioalbum erscheinen wird.
Bevor es soweit ist, steht zunächst einmal eine UK-Tournee auf dem Programm.
Und nicht nur die! Denn sobald wir von der Insel zurück sind, stehen für Oktober und November jede Menge Gigs in Deutschland, der Schweiz und Österreich auf dem Programm. In Großbritannien zu touren ist aber immer noch eine spannende Geschichte, denn mitunter haben die lokalen Veranstalter dort eine etwas andere Auffassung von ihrem Zuständigkeitsbereich als es bei uns üblich ist. Es ist uns beispielsweise schon passiert, in manchem Club nicht nur alles alleine organisieren zu müssen, sondern selbst auf unsere Anfrage nach Verpflegung nicht mehr als ein Schulterzucken zu ernten. Keine Ahnung, ob sich daran inzwischen etwas geändert hat, wir werden dieses Mal aber sicher besser auf England vorbereitet sein. Auf jeden Fall ist es aber eine ganz besondere Ehre für uns als kleine, österreichische Band in England auf Tournee gehen zu können!
Auf den letzten Tournee-Abschnitt in diesem Jahr freuen wir uns aber mindestens genauso. Dass wir inzwischen in vielen Städten und Clubs in bekannte Gesichter blicken werden, motiviert wir uns zusätzlich und ebenso die Tatsache, dass wir quasi als Jahresabschluss von unseren Kumpels von KADAVAR als „Special Guest“ für deren Frankfurt-Show am 6. Dezember eingeladen worden sind. Bei Gelegenheit werden wir uns dafür revanchieren!