NASTY Society’s Knockin‘

Steel Gallery Records

Wiederentdeckte und neu aufgelegte Perle des US-Undergrounds

 

Mit dem Re-Release von "Society's Knockin’" stellen die Kollegen von Steel Gallery / Arkeyn Steel einmal mehr ihre Spürnase für Underground-Raritäten unter Beweis. Der erste und auch einzige, offiziell veröffentlichte Tonträger der aus Detroit stammenden, lediglich für einige Jahre existierenden, Formation NASTY dürfte nämlich in unseren Breiten bislang wohl nur sehr wenigen Zeitgenossen bekannt sein.

Schließlich erschien der Dreher 1994 in limitierten Auflagen von nur 1000 CD-Exemplaren und 500 Cassetten. Da dem Drummer einst auch noch eine ganze Menge CDs aus dem Auto geklaut wurde, und die Band bei ihren Konzerten in Michigan in jener Zeit offenbar zahlreiche Exemplare an den Fan bringen konnte, dürfte gegen Ende der 90er Jahre, als die Band schon gar nicht mehr existierte, kaum noch ein Exemplar aufzutreiben gewesen sein.

Von vier der fünf Bandmitglieder war danach auch nichts mehr zu vernehmen, weshalb man annehmen durfte, dass sich NASTY schon bald nach der Produktion ihrer EP "Raw", die eigentlich hätte 1996 veröffentlicht werden sollen, frustriert aufgelöst hatten und die Jungs anderen Dingen ihre Aufmerksamkeit schenkten. Lediglich Sänger Brian Ford blieb als Musiker aktiv, zunächst bei ILLEGAL, und später bei der KISS-Tribute-Band WARMACHINE. Das ist insofern interessant, da er dort Paul Stanley "spielt", obwohl seine Stimme - zumindest bei NASTY - wesentlich rauer, aggressiver und bisweilen auch höher geklungen hat.

Mit KISS-Sounds hat "Society‘s Knockin‘" auch überhaupt nichts zu tun, stattdessen regiert der kraftstotzende Metal der frühen 90er Jahre das Geschehen.Brian's Vortrag ist wohl am ehesten mit dem des jungen Mike Howe zu vergleichen, wie auch Power Metal nach METAL CHURCH-Machart in der Musik von NASTY zu finden ist. Ebenso eine geballte Dosis gemäßigter Thrash und melodischer US Metal mit Ecken und Kanten.

Das Cover passt zwar an sich zum Titel, wirkt aber retrospektiv betrachtet, doch ein wenig zu deftig für die darauf enthaltene Mucke. Die war aber sehr wohl von schneidenden Riffs und der markanten Stimme von Brain geprägt, lebte aber auch von den eingängigen Refrains, die mehrfach in Form von Gangshouts zum Besten gegeben wurden.

Mit '1000 Years', 'Sometimes Judas' und 'Six Feet Under' hatte NASTY zudem gleich mehrere potentielle Hit-Kandidaten am Start, die Karriere wollte aber dennoch einfach nicht in Schwung geraten. Da half selbst die erwähnte, fertiggestellte, jedoch bis vor kurzem in irgendeinem Archiv vor sich hin schlummernde EP "Raw" nicht. Warum der 4-Tracker dieses Dasein fristen musste, weiß wohl niemand mehr. Am Material selbst kann es jedenfalls nicht gelegen haben. 'I Play God' und der Titeltrack erweisen sich nämlich auch heute noch als granatenstarker Mitt-90er US-Power Metal.

Ein wahrlich essentieller Fund, den die Griechen hier tätigen konnten. Und wie es sich für derlei Veröffentlichungen gehört, wurde auch mit weiteren Schmankerln nicht gespart. Zunächst einmal seien die beiden Live-Tracks am Ende des 15 Songs umfassenden Geräts erwähnt. Die wurden bei einem "Heimspiel" im "I-Rock Nightclub" in Detroit anno 1999 aufgezeichnet und, wie alle anderen auch, klangtechnisch überarbeitet und neu aufbereitet.

Auch für das Auge wird etwas geboten, und zwar in Form des nachbearbeiteten Artworks und einer ganzen Ladung an rarem Foto-Material. Dieses stellt zusammen mit den Texten ein üppiges wie gelungenes Booklet dar, das von Liner-Notes, die kurz auch die damalige Szene in Michigan thematisieren, abgerundet. Aber Achtung: von dieser Veröffentlichung hat man nur 500 Stück anfertigen lassen. Also, ab auf die Label-Website und ran an die Tastatur!

 

www.steelgallery.com/asr/

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www.metal-archives.com/bands/Nasty/3540372850