NAZARETH Tattooed On My Brain

Frontiers s.r.l. / Soulfood

Ist das noch NAZARETH?

 

Da die Band in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum feiert, ist davon auszugehen, dass man uns diesbezüglich gesondert mit diversen Veröffentlichungen die Ehre erweisen wird. Das dieser Tage erscheinende 24.Studiaolbum der immer noch weltweit bekanntesten Rockband Schottlands ist davon jedenfalls ausgenommen. Schließlich hat es nichts mit Retrospektiven jeglicher Art zu tun, sondern stellt viel mehr einen Neuanfang dar. Auf "Tattooed On My Brain" ist nämlich zum ersten Mal der (inzwischen gar nicht mehr so) neue Sänger Carl Sentance zu hören.

Der zählt bekanntermaßen seit 2014 zum Line-Up und hat sich bisher zumindest in der Live-Situation ganz ordentlich als Nachfolger des legendären, krankheitsbedingt zum Aussteigen gezwungenen Dan McCafferty erwiesen. Seine Klasse als Sänger ist hinlänglich bekannt, nicht bloß durch seine Alben mit PERSIAN RISK, auch die Tatsache, dass er immer wieder gerne von Musiker-Kollegen wie Don Airey, Dario Mollo oder Klaus Schubert für Beiträge eingeladen wird, spricht für den Waliser.

Zusammen mit seinen Kollegen Pete Agnew (letztes verbliebenes Original-Mitglied der Formation und seit den ersten Gehversuchen NAZARETH-Bassist), Jimmy Murrison (der mit seinen 24 Dienstjahren inzwischen zum am längsten dienenden Gitarristen der Band geworden ist) und Lee Agnew, der nach dem Tod von Ur-Drummer Darrel Sweet 1999 den Platz hinter dem Drum-Kit in der Formation seines Vaters übernahm) hat er unter der Regie von Yann Rouiller im "Sub Station"-Studio im schottischen Rosyth insgesamt 13 neue Nummern eingespielt und aufgenommen.

Das Songmaterial lässt sich in Summe grob unter dem Begriff Classic / Hard Rock zusammenfassen und dürfte auch bei Konzerten ganz gut zur Geltung kommen, zumal die Herrschaften selbstredend wissen, was ein Song benötigt, der auch eine live funktionieren soll. Dadurch ist auch für ein unterhaltsames wie abwechslungsreiches Programm gesorgt, zumal vom stampfenden Dampfhammer ('Never Dance With The Devil') über lässig-groovende Riff-Rocker ('Crazy Molly') sowie Ausflüge in den Boogie-Rock ('Pole To Pole') bis hin zu bluesigen Nuancen ('Rubik’s Romance') alles geboten wird, was zu gepflegtem Classic Rock irgendwie dazugehört.

So weit, so gut. Dennoch dürfte es dem Vierer passieren, mit der Frage konfrontiert zu werden, ob es nicht doch einfacher gewesen wäre, diese Scheibe unter einem anderen Bandnamen zu veröffentlichen. Zwar ist NAZARETH nun wahrlich nicht die erste Band, die nach einem Sängerwechsel einen Neuanfang versucht, da die Gesangsperformance von Carl allerdings dermaßen weit vom rauchig-deftigen Vortrag seines Vorgängers entfernt ist und Dan's Stimme DAS Markenzeichen des Band-Sounds schlechthin darstellte, darf darüber auf jeden Fall diskutiert werden.

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