Wenn überhaupt jemand das beste aus den Lockdowns machen konnte, dann war’s Neil Young. In den letzten fünf Jahrzehnten hat er regelmäßig die Auszeit von seinen verschiedenen Band-Projekten und Tour-Verpflichtungen genutzt um neue Songs zu schreiben, die er wie am Fließband hervorbrachte und in vielen Fällen dann in seinen Archiven parkte. Er hat seit seinem selbstbetitelten Debüt mehr 40 Studioalben veröffentlicht, dazu unzählige Live- und Archiv-Scheiben – alleine in der bisherigen COVID-Ära hat der Mann sechs derartige Alben unter’s Volk gebracht.
“Barn” hat Neil im Sommer heurigen Jahres zusammen mit den altgedienten CRAZY HORSE-Alumni Ralph Molina (dr), Billy Talbot (bs) und dem Multi-Instrumentalisten Nils Lofgren in einer alten Scheune irgendwo ganz oben in den Rocky Mountains eingespielt. Und es klingt genau nach einem Häufchen von Oldtimern jenseites der 70, die immensen Spass bei der Sache hatten.
Machmal klingt’s ein wenig schlampig, oft nostalgisch aber immer noch mächig druckvoll wenn’s gefordert ist. In Summe genau das, was man von Mr. Young und CRAZY HORSE seit dem gemeinsamen 1969er-Debüt “Everbody Knows This Is Nowhere” gewohnt ist und zuletzt 2019 auf “Colorado” zu hören war.
Der akustische Opener “Song of the Season” erinnert ein wenig an “Comes A Time” wenn Neil mit simpler Harmonika- und Akkordeon-Untermalung über die Vergänglichkeit der Zeit und aktuelle Geschehnisse moniert. Auf dem folgenden "Heading West" setzen dann die Kollegen ein, da sind druckvolle Gitarren-Parts, voll aufgedrehter Verzerrer und gelegentliche Gesangs-Hoppalas angesagt. CRAZY HORSE eben.
Die Songs auf “Barn” oszillieren in Summe allesamt zwischen diesen beiden Extremen, wie die zornige Garagen-Rock Pflichtübung “A Change Ain’t Never Gonna” oder das triste Lament “They Might Be Lost”.
“Barn” bringt die Essenz der langjährigen Zusammenarbeit der Protagonisten auf’s Tableau, nicht mehr und nicht weniger. Und das ist gut so.