NICK CAVE & WARREN ELLIS Carnage

BMG

Ein kontemplatives, überaus persönliches Werk

Nick Cave hatte uns Häppchen über ein neues Projekt mit seinem Langzeit-Spezl Warren Ellis vorgeworfen, dann sogar den Titel “Carnage” verraten aber als das Album ohne eplizite Vorwarnung Anfang März plötzlich in digitaler Form erschien war man doch einigermaßen baff. Ab sofort gibt es das Teil auch in allen gängigen Tonträgerformaten und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es zu Herrn Cave’s besten Veröffentlichungen zählt.

Obwohl Warren seit Ewigkeiten Mitglied bei des Meisters Stammcombo THE BAD SEEDS ist und die beiden so einige vielbeachtete Soundtracks abgeliefert haben ist “Carnage” – was sich mit “Blutbad” übersetzt – das erste offizielle Gemeinschaftswerk. Und es bietet eine kalkulierte Ausgewogenheit zwischen Nick Cave’s oft wüsten Tiraden früherer Zeiten und den gesetzteren Klängen seiner letzten Werke.

Cave’s vertrauter Bariton ergeht sich im ersten Teil des Albums, mit den Highlights “Hand Of God” und “Old Time”, in unterkühlter Dramatik, die in “White Elephant” gipfelt und mit den Textzeilen “Protester kneels on the neck of a statue / the statue says ‘I can’t breathe’” unerwartet Bezug auf jüngste Geschehnisse in den USA nimmt.

Im zweiten Teil ist die Stimmung nachdenklicher, der Sound erinnert ein wenig an die 2019er-Scheibe “Ghosteen” und die Songs dürften zuweilen auch Nick’s Verhältnis zu seiner Frau nachdem Tod des gemeinsamen Sohnes thematisieren. Auf “Lavender Fields” kehrt er dann sogar zum “kingdom in the sky”-Motiv zurück, das man von frühen Werken kennt und in der feinen Ballade “Albuquerque” heißt es trocken und aktuell “And we won’t get to anywhere / anytime this year, darling”.

Ein Album, das Emotionen und Erlebtes der vergangenen Jahre bündelt und persönlichen Einblick in das Nick Cave-Universum gewährt. Chapeau!

www.nickcave.com