Anlässlich der Veröffentlichung von “Worlds Open, Worlds Collide”, dem ersten und zugleich auch letzten full-length Album der Norweger ONE TAIL, ONE HEAD haben wir die Chance wahrgenommen, um mit Gitarrist Jan Even ein paar Worte über das Leben und Sterben dieser kongenialen Band zu wechseln.
Hi Jan Even, sei bitte so nett und berichte unseren Lesern über den Werdegang von ONE TAIL, ONE HEAD.
Unser Drummer Sundli (MARE) und ich (VEMOD) haben ONE TAIL, ONE HEAD im Jahr 2006 gegründet. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, möglichst primitive Musik zu machen und wurden in den Anfangstagen primär von der norwegischen Kulttruppe ILDJARN beeinflusst. Ich habe dann die ersten vier Songs geschrieben, welche wir auf unserem ersten Demo veröffentlicht haben. Zu Beginn haben wir immer zu zweit geprobt, doch nach einiger Zeit sind unsere Freunde Afgrundsprofet und Steingrim zu uns gestoßen. Ich habe im Laufe der Zeit weiteres Material geschrieben und wir haben begonnen, mehr klassische Black Metal Elemente in die Songs einzubauen.
Unser erster Liveauftritt war der Gig am Nidrosian Black Mass I, danach haben wir noch ein Demo aufgenommen und im folgenden Jahr eine Show am Nidrosian Black Mass II gespielt. 2009 verstarb unser Bassist Steingrim und wir baten Tylden, seinen Part für den Gig am Nidrosian Black Mass II zu übernehmen. So entstand unser klassisches Line Up und diese Zeit war eine Art Wendepunkt für uns, denn wir begannen, wesentlich mehr Liveshows zu spielen und wurden schließlich zu der Band, die man heute unter ONE TAIL, ONE HEAD kennt.
Worauf bezieht sich der Bandname ONE TAIL, ONE HEAD?
Das ist eine Textzeile aus dem ersten Song, den wir je geschrieben haben und der Begriff steht für den alles bestimmenden Zyklus aus Leben und Tod.
Ihr habt Anfang Oktober euer Album „Worlds Open, Worlds Collide“ veröffentlicht. Kannst du bitte etwas über die Musik und die Lyrics berichten? Gab es essentielle Einflüsse beim Songwriting?
„Worlds Open, Worlds Collide“ beinhaltet viel von den primitiven Roots unserer frühen Veröffentlichungen, wir haben jedoch auch eine fremdartige, fast schon surreale Atmosphäre erschaffen, die anscheinend aus unseren vielen verschiedenen musikalischen Einflüssen entstanden ist. Nachdem wir die Songs relativ lange ausgebrütet haben, sind wir mit dem Endergebnis mehr als zufrieden.
Natürlich gibt es Inspiration von außen, vor allem durch die Bands, deren Musik wir privat hören, aber zumindest ich kann für mich selbst nie ganz klar definieren, wo meine Einflüsse beim Songwriting jetzt genau herkommen. Das ein Prozess, der auch im Zuge der Studioaufnahmen immer wieder im Unterbewusstsein aktiv war.
„Worlds Open, Worlds Collide“ ist euer erstes und zugleich letztes full-length Album. Warum?
Es zieht uns als Musiker in verschiedene kreative Richtungen und wir hegen den Wunsch, uns dementsprechend künstlerisch auszudrücken und weiter zu entwickeln. Natürlich könnten wir Songs derselben Art wieder und wieder veröffentlichen, aber keiner von uns hat daran Interesse. Wir sind der Ansicht, dass es besser ist, einen Schlussstrich zu ziehen, solange sich die Sache noch gut anfühlt. Wir haben ein Album herausgebracht und sogar die Chance bekommen, eine Europa Tour zu absolvieren. Das ist sehr viel für eine Band, die vor mehr als einem Jahrzehnt mit dem Ziel möglichst primitive und hässliche Musik zu machen, ans Werk gegangen ist.
ONE TAIL, ONE HEAD steht für sehr intensive Musik, die zumindest für mich pure und auch sehr rohe Energie ausdrückt. Ist es dir möglich, so ein Material jederzeit zu schreiben oder braucht es dazu eine gewisse Grundstimmung?
Ich brauche außer ein wenig Ruhe eigentlich keine bestimmten Voraussetzungen, um Songs zu schreiben. Ich kann auch mit relativ wenig Hilfe von außen sehr schnell in die passende Stimmung derjenigen Band, für die ich gerade arbeite, abdriften. Ein Großteil des Materials entsteht in den Morgenstunden oder zumindest in der ersten Tageshälfte, meist dann, wenn ich meinen Kaffee trinke. Das klingt jetzt nicht sehr „metal“, aber gleich nach dem Aufstehen, wenn ich sozusagen aus meiner Traumwelt erwache, zu schreiben, stellt sicher, dass ich noch unbelastet von den Dingen bin, die mich im Laufe des Tages beschäftigen und ablenken. Ich schätze diese für mich magischen Stunden sehr!
Für mich steht ONE TAIL, ONE HEAD in direkten Zusammenhang zu typischen Old School Black Metal. Siehst du das auch so?
Nein, ich sehe das anders. Ich fühle mich ideologisch dem Black Metal an sich nicht sehr verbunden. Natürlich gibt es den einen oder anderen Klassiker, den ich heiß liebe und Black Metal bzw. seine Atmosphäre waren immer wichtig für mich. Ich habe jedoch ONE TAIL, ONE HEAD nie als Black Metal Band gesehen, da ich mich selbst schwer in den dazu passenden geistigen Zustand versetzen kann. Es existiert meiner Ansicht nach ein sehr großer mentaler Unterschied zwischen Black Metal und ONE TAIL, ONE HEAD. Mein kreatives Schaffen entspringt nicht dem Hass oder dem Zorn, meine Musik entsteht aus purer Energie. Das ist allerdings mein ganz persönlicher Eindruck und dieser entspricht möglicherweise nicht dem der anderen Bandmitglieder beziehungsweise jenem unserer Fans oder der Presse.
Gibt es deiner Ansicht nach einen wesentlichen Unterschied zwischen den Bands, die in den 90er Jahren in der Black Metal Szene aktiv waren und jenen Bands, die heute ihren Platz in diesem Genre haben?
Das weiß ich nicht, denn ich beschäftige mich nicht besonders mit dem aktuellen Geschehen im Black Metal.
Ihr habt jetzt im Oktober einige Liveshows gespielt, war das eine Art Promotion Tour für „Worlds Open, Worlds Collide“?
Die Tour, die wir soeben mit TAAKE und BÖLZER absolviert haben, war quasi unsere Abschiedstournee. Die Konzerte waren nicht zur Promotion gedacht, sie sind eher zufällig mit dem Veröffentlichungstermin von „Worlds Open, Worlds Collide“ zusammen gefallen. Wir spielen nur noch einen einzigen Livegig und zwar am 01.12. in unserer Heimatstadt Trondheim.
Eure Auftritte waren immer sehr energiegeladen, emotional und auch spontan, es hatte zeitweilig sogar den Anschein, als ob die Bandmitglieder während der Show in einer anderen Dimension verweilen würden.
Das stimmt, wir sind immer in eine Art anderen Geisteszustand verfallen, sobald wir die Bühne betreten haben. Natürlich ist uns das nicht immer leicht gefallen, es hing auch von den äußeren Umständen ab, aber zwischen uns Musikern passte die Chemie extrem gut und ich denke, wir alle werden das in der Form wohl nicht nochmal erleben. Wir haben diese rohe unkontrollierbare Energie regelrecht in uns aufgesogen und haben uns von ihr davon tragen lassen.
Hast du spezielle Erinnerungen an eure Konzerte in Österreich?
Wenn ich mich recht erinnere, haben wir nur zwei Shows in Österreich gespielt. Einmal waren wir in einem kleinen, aber sehr coolen Club am Stadtrand von Salzburg, mit MGLA und Misþyrming unterwegs. An diese Nacht habe ich sehr gute Erinnerungen, die Stimmung war extrem energiegeladen und das Publikum hat immens gut auf unseren Set angesprochen. Vielen Dank an all jene, die damals mit dabei waren!
Der zweite Gig in Österreich war 2017 am HOUSE OF THE HOLY auf der Neudegg Alm in Abtenau. Auch das war ein sehr spezieller Moment für uns, denn dieses Festival findet in einer sehr großartigen Umgebung statt. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei all den Leuten bedanken, die dort mit dabei waren.
Wir haben also nur positive Erinnerungen an Österreich!
Möchtest du zum Abschluss noch ein paar Worte an eure Fans hier richten?
Vielen Dank, dass ihr dieses Interview gelesen habt, dass ihr unsere Songs hört und dass es euch gibt! Schaut auf euch und auf eure Mitmenschen! Widmet euch guter Musik!
An dieser Stelle nehmen wir schweren Herzens Abschied von ONE TAIL, ONE HEAD, einer wohl einzigartigen und sehr beeindruckenden Band, die unser musikalisches Leben extrem bereichert hat!
Photocredit: Rune Rostad, LIV Photography & Art