Der Party-Keller meines älteren Bruders war (unter anderem) mit Fotos (aus der Bravo) von Peter Kraus tapeziert, musikalisch war der Bursche mit der Schmalzlocke nicht so mein Ding. Jahre später fiel man schon mal der Samstag-nachmittäglichen Fadesse anheim und bildete sich zu den Themen “Wenn die Conny mit dem Peter” oder “Happy End am Wörthersee” weiter. Danach verschwand der Peter mehr oder weniger von meinem Horizont …
… bis ich vor einigen Jahren im Framus-Museum die legendäre (und eigentlich ziemlich sinnlose) dreisaitige Peter Kraus-Gitarre bestaunte und kurz darauf ein handsigniertes Exemplar der streng limitierten “Als Teenager träumten – Livemitschnitt aus dem Wiener Metropol” in die Hände bekam. Angehört und für nicht mal schlecht befunden.
Als man mir kürzlich den neuen Longplayer des unverwüstlichen Sunnyboys ans Herz legte konnte ich einfach nicht ablehnen und begab mich auf Zeitreise – Peter liefert nämlich auf “Schön War Die Zeit!” eine Hommage an Weggefährten und Zeitgenossen mit 14 Songs, die weiland aus den Kofferradios tönten und noch heute im Schlager-Oldie-Programm Fixstarter sind, dazu noch ein paar persönliche, kaum bekannte “B-Seiten”. Zu meinem persönlichen Déjà-vu zählen das famose “Marina” (der italienischen Zunge nicht mächtig deuteten wir einstmals den Refrain als “i wasch ma mit Presto die Füaß”) von Rocco Granata, Bill Ramsey’s deutsch-englisch geradebrechte “Ohne Krimi Geht Die Mimi Nicht Ins Bett”, die juvenile Mitsing-Hymne “Rote Lippen Soll Man Küssen” (Gus Backus), die eingedeutschte Pete Seeger-Kamelle “Sag Mir Wo Die Blumen Sind” der großen Marlene Dietrich und noch einige Gassenhauer mehr…
Eingespielt in Georg Gablers GAB Music Factory mit Peters Stamm-Band und Background-Chateusen, kurz nach seinem schmerzhaften “Hoppala” in einer dümmlichen heimischen Quizshow, zeigt sich der 79-Jährige noch immer bestens bei Stimme. Ob Schmusesänger oder Rock’n’Roller, die Legende leibt und lebt.
Chapeau, Peter!