PRAYING MANTIS Das ungewöhnlichste Album der Bandgeschichte

Bassist und Gründungsmitglied Chris Troy berichtete unter anderem von der nicht ganz einfachen Entstehung von "Katharsis"

Mit dem auf den ersten Blick hin für die Band ungewohnt selbstreflexiv betitelten "Katharsis" steht Anfang 2022 das mittlerweile zwölfte Studioalbum der britischen Edel-Rocker PRAYING MANTIS in den Läden.

Was es mit dem Titel auf sich hat, und weshalb sich die Band für die Aufnahmen auf eine völlig neue Situation einstellen musste, erzählte uns Bassist und Gründungsmitglied Chris Troy, der sich als ebenso auskunftsfreudiger wie eloquenter Gesprächspartner entpuppte:

Meiner bescheidenen Meinung nach waren bereits eure letzten Alben von einem erhöhten Anteil melodischer Momente geprägt. Auf "Katharsis" setzt ihr das gekonnt fort. Wie seht Ihr das?

Genauso! Wir sind in der glücklichen Lage behaupten zu können, dass wir fünf Bandkollegen mit sehr ähnlichen Musikgeschmäckern sind. Da das logischerweise auch auf die Melodien zutrifft, ist es wohl als natürlicher Prozess zu sehen. Es gibt für uns, und ich kann da wirklich für alle Bandmitglieder sprechen, nichts Wichtigeres an einem Song als die Melodie. Daher ist deine Einschätzung auf jeden Fall zutreffend, auch wenn wir nicht mit der Brechstange eingängige Passagen in die Nummer integriert haben.

Kann es sein, dass das auch mit der Tatsache zu tun hat, dass sich eure beiden niederländischen Legionäre inzwischen so richtig pudelwohl bei Euch fühlen?

Das ist sogar ganz sicher so! Unser Sänger Jaycee Cuijpers und unser Drummer Hans in ‘t Zandt haben sich wirklich perfekt in die Band eingelebt. Die beiden sind seit mittlerweile fast zehn Jahren bei uns und haben sich seit unserem ersten gemeinsam aufgenommenen Album "Legacy" immer mehr ins Bandgeschehen eingebracht. Das gilt für Konzerte ebenso, wie für das Songwriting und die Aufnahmen an sich. Auch wenn letzteres dieses Mal gar nicht so einfach war für uns.

Warum?

Weil wir uns auf Grund der Pandemie und diverser Bestimmungen, eine neue Arbeitsweise überlegen und aneignen mussten. Da es uns nicht gestattet war, wie sonst üblich, gemeinsam ein Studio aufzusuchen, mussten wir uns erst einmal mit den technischen Voraussetzungen auseinandersetzen, wie es denn am einfachsten möglich sein könnte, die Songs unter diesen Gegebenheiten aufzunehmen.

Also haben wir uns zunächst einmal mit verschiedenen modernen Medien und technischen Einrichtungen vertraut gemacht. dass es im Endeffekt gar nicht mal so kompliziert wurde, wie befürchtet, spricht weiterhin dafür, dass wir längst zu einem perfekt funktionierenden Team zusammengewachsen sind.

Dennoch bin ich der Meinung, dass es auf konventionelle Weise einfacher, und wohl auch effizienter ist. Vor allem, wenn alle zeitgleich im Studio sein können. Speziell die Gesangsaufnahmen, die wir üblicherweise an Ort und Stelle sofort nachbesprechen können, haben sich dieses Mal länger als sonst hingezogen. Das lag aber weder am Material noch an Jaycee, sondern einzig und allein an der für uns ungewohnten Arbeitsweise. Aber wir haben auch das gemeistert, und können nun mit Stolz behaupten, das wohl ungewöhnlichste Album der Bandgeschichte abgeliefert zu haben.

Hat denn der Titel etwas damit zu tun?

Es scheint naheliegend zu sein, den Titel auf die aktuelle Situation umzumünzen. Generell liegt man damit auch nicht falsch, denn so wirklich rosig sah es während der Aufnahmen wahrlich nicht aus. Der Titel ist aber dennoch nicht als Statement zu sehen, und hat auch nichts mit unseren Befindlichkeiten, vor oder während der Aufnahmen tun. Der Titel bezieht sich einzig und allein auf das Artwork. Rainer Kalwitz, mit dem wir für "Katharsis" zusammenarbeiten durften, hatte ein Bild für uns parat, dass diesen Titel trägt. Da wir allesamt davon begeistert waren, lag es auf der Hand das Album auch so zu nennen.

Macht Sinn. Auf Grund einiger Songtitel und so mancher Textzeile könnte man aber durchaus auf die Idee kommen, dass es doch so einiges zu verarbeiten gab, und die Albumproduktion hätte tatsächlich eine „reinigende“ Wirkung ausgeübt. Hast Du eine Erklärung dafür?

Da unsere Texte seit jeher so angelegt sind, dass sie viel Interpretationsfreiraum zulassen, kann ich es nachvollziehen, was Du meinst. Allerdings besteht kein Grund zur Sorge, wir fühlen und nach wie vor ganz gut.

Bleibt bloß zu hoffen, dass sich daran auch in Zukunft nichts ändert. Apropos: Hat sich denn euer Status als Band in den letzten Dekaden geändert? In Japan seid ihr schließlich immer wesentlich bekannter gewesen als irgendwo anders.

Unsere Beziehung zu Japan ist etwas ganz Besonderes. Ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht genau, woran das liegt. Tatsache ist, dass uns die Fans seit unserem Debüt dermaßen fest ins Herz geschlossen haben, dass wir im Lauf der Zeit immer wieder für Konzerte nach Japan eingeladen wurden. Allerdings sind wir im Vergleich zu früher nun auch auf dem europäischen Festland präsenter. Speziell in Deutschland haben wir ein sehr treues Publikum, das uns hingebungsvoll unterstützt.

www.praying-mantis.com

de-de.facebook.com/PrayingMantisUKRockMetal/