Der Titel ließ schon mal vermuten, dass es sich hierbei um kein poliertes, gemächliches Alterswerk handelt. Und obwohl die PRETENDERS mit seit rund 15 Jahren beständigen Lineup (und Ur-Member Martin Chambers an den Kesseln) immer wieder mal auf Tour gehen, ist “Hate For Sale” das erste gemeinsame Band-Album, da Chefin Chrissie Hynde die Vorgänger “Break Up The Concrete” (2008) und “Alone” (2016) mit Studiomusikern eingespielt hatte.
Mit dem Gitarristen James Walbourne hat sie wieder einen kongenialen Songwriting-Partner an der Seite und die 10 Tracks kommen mit dermaßen Schmiss und no nonsense-Attitüde um die Ecke, wie’s schon seit Ewigkeiten nicht mehr zu hören war. Der Opener und Titeltrack besticht mit einem (gewollten?) Fehlstart und mit ungezügelter Punk-Schräglage, die den Zuhörer flugs ins CBGBs der späten 70er transportiert. Mit “The Buzz” darf’s dann ein bissl Power Pop sein bevor auf “Turf Accountat Daddy” wieder die Kreissäge-Riff überhand nehmen. Songs wie “I Didn’t Know When To Stop” und “Didn’t Want To Be This Lonely” verströmen distinktive Garagenband-Authentizität und ungezügelte Energie – nicht übel für eine Band, die seit Jahren in der Rock And Roll Hall Of Fame ist. Obwohl mit einem Sing-a-long Chorus ausgestattet gedenkt Frau Hynde auf “Junkie Walk” den dem Drogentod anheim gefallenen Bandmitgliedern James Honeyman-Scott und Pete Farndon, die tristen Sentimente werden jedoch flugs mit den herzergreifenden Balladen You Can’t Hurt A Fool” und “Crying In Public” kontrapunktiert.
Mit lyrischer Eloquenz und der ungetrübten, unvergleichlichen Stimme singt sich Chrissie Hynde hier direkt ins Herz. Hook, line and sinker könnte man sagen.