Als sich die Band vor zehn Jahren von Geoff Tate getrennt hat, und in den anschließenden Monaten nichts anderes über QUEENSRYCHE berichtet werden konnte, als vom tagesaktuellen Status des Streits um die Namensrechte, dürften viele Fans an einem weiteren Bestehen der Formation ernsthaft gezweifelt haben.
Erst als ein halbes Jahr später Todd LaTorre ins Line-Up geholt wurde, und wenig später damit begonnen wurde neue Songs aufzunehmen, keimte Hoffnung auf. Berechtigterweise, wie sich rekapitulieren lässt. Schließlich markierte die selbstbetitelte 2013er Scheibe nicht nur den respektablen Einstand des Sängers, damit wurde auch der Grundstein für eine offenbar überaus fruchtende Kooperation gelegt.
"Digital Noise Alliance" stellt schließlich das bereits vierte Langeisen der neuen QUEENSRYCHE-Ära dar. Da sowohl "Condition Hüman" (2015) als auch das 2019 veröffentlichte "The Verdict" für positive Resonanz sorgten und von den Fans gut aufgenommen wurden, dürfte die Vorfreude darauf gehörig gewesen sein.
Zu Recht! Denn, um gleich einmal mit der Tür ins Haus zu fallen, von dieser Scheibe wird niemand enttäuscht sein! Im Gegenteil, "Digital Noise Alliance" punktet nämlich mit unerwarteter, fast schon juvenil wirkender Frische sowie durch locker aus den Handgelenken geschüttelte Anleihen an das Frühwerk. Zudem lässt sich, wie zuletzt auf den allerersten Veröffentlichungen der Formation, erkennen, von wem QUEENSRYCHE inspiriert wurden.
Nachzuhören gleich einmal im flotten Opener 'In Extremis', der fast schon zu deutlich an IRON MAIDEN angelehnt ist. Am Umstand, dass die Scheibe dadurch mit einem Hammersong startet, ändert das aber natürlich nichts. Doch nicht nur damit lässt das Quintett erkennen, dass es sich im Vorfeld ganz offenkundig an den Glanztaten der Frühzeit orientiert hat. Die von "Zeuss" produzierte Scheibe kommt auch klangtechnisch entsprechend aus den Boxen.
Das bedeutet, "Digital Noise Alliance" kommt zwar ohne technischer und experimenteller Klangästhetik daher, klingt jedoch dennoch ausgereift, und für Verhältnisse dieser Band regelrecht minimalistisch. Das scheint zu einem Großteil Todd LaTorre zuzuschreiben zu sein, der gemeinsam mit "Zeuss" die Aufnahmen koordinierte, und mit dem etatmäßigen Drummer Casey Grillo auch den Startschuss dafür in seinem Home-Studio in Miami gab. Von daher ist die Ausführung von Tracks wie 'Lost In Sorrow', 'Behind The Walls', oder 'Out Of The Black' wohl nur auf den ersten Eindruck hin ein wenig verwunderlich.
Doch QUEENSRYCHE haben keineswegs den einfachen Weg gewählt, und sich darauf beschränkt auf möglichst eingängige Ohrwürmchen zu setzen und lediglich solche zu komponieren. Mit dem Longtrack 'Tormentum' am Ende der Scheibe stellt die Formation sehr wohl auch ihre ungebrochene Relevanz in progressiven Gefilden unter Beweis. Zwar folgt danach mit 'Rebel Yell' noch eine zwar durchaus gelungene Coverversion. Doch weshalb auch immer sich das Quintett ausgerechnet diese, von zig Radiostation weltweit mittlerweile regelrecht totgenudelte Nummer von Billy IDOL vorgenommen hat, weiß wohl nur sie selbst.
Der überaus positive Gesamteindruck von "Digital Noise Alliance" kann dadurch aber ebenso wenig geschmälert werden, wie die Tatsache, dass es QUEENSRYCHE gut getan hat, sich auf ihre Vergangenheit zu besinnen.