Die Posaune ist eines der unterbewertesten Instrumente im kontemporären Jazz. Fakt. Diesem Manko setzte der traurigerweise kürzlich verstorbene brasilianische Jazz-Altmeister Raul De Souza sein letztes Album “Plenitude” entgegen, auf dem er sowohl Zug- und Ventilposaune spielt, im Verbund mit dem zweiten Posaunisten Christophe Schwizer und der Rhythm Section Alex Correa (keys), Glauco Solter (bs) und Matheus Jardim (dr).
Zwischen den Songs sind spoken word-Passagen auf portugiesisch eingeflochten, von Laudatios an des Mannes Vorbilder wie Wayne Shorter oder George Duke bis hin zu einer ungewöhnlichen, folkigen Acapella-Einlage.
Musikalisch ist’s vom Feinsten, mit den Posaunen im gefälligen Einklang nach fettem Bass-Intro auf “Funk Das Meninas” und der Interpunktion von Bläsern und Keys auf “Apesar De Voce”. De Souza verwöhnt uns auf dem souligen “Netinha Aura” mit grandiosen, nahezu samtigen Klängen, die Kollegen tun dazu ihr übriges über dem vertrackten Beat von – nomen est omen – “Tombo in 7/4” und mit dem coolen Remake von “Sweet Lucy” kommt auch De Souzas großer Hit von 1977 zu neuen Ehren.
Der würdige Epilog einer langen, illustren Karriere. Obrigado, Raul!