Der schottische Sänger beschert uns seine Karriererückschau – aus seinem persönlichen Schaffen wohlgemerkt, obwohl er üblicherweise gerne aus seiner (kurzen) Zeit bei Genesis zitiert. Auch die Anfangszeit mit STILTSKIN oder das Bandprojekt CUT bleiben unberücksichtigt, hier steht der Solo-Künstler Ray Wilson im Rampenlicht.
Sechs Studioalben hat der Mann zwischen 2003 und 2016 eingespielt und uns mit “Live & Acoustic” (2002) und “Ray Wilson Live” (2005) zwei Exempel seiner famosen Bühnenpräsenz beschert. Dass ihm im Alleingang der durchaus verdiente, große Erfolg verwehrt blieb mag daran liegen, dass Ray Wilson musikalisch nie mit Chartplatzierungen liebäugelte und seine Lyrics – meist tiefgründig, kritisch und zuweilen sarkastisch – auch nicht unbedingt den Geschmacksnerv der breiten Masse trafen. Aber konnte er auch anders: Der Roadsong “American Beauty” hat unbestrittene Ohrwurmqualitäten, die Midtempo-Perle “Lemon Yellow Sun” erzählt von verlorerener Liebe, doch mit ungebrochener Hoffnung im Herzen, und das mit Loops klinisch inszenierte jedoch mitreißend interpretierte “She”, trägt interessanterweise Anklänge an Phil Collins’ frühe Solo-Werke in sich.
Das hervorragend kompilierte “Upon My Life” bietet auf zwei Silberlingen Gelegenheit, sich (erneut) mit dem Schaffen dieses großartigen Musikers vertraut zu machen. Es enthält überdies mit “Come To The End Of The World” und “I Wait And I Pray” zwei neue Songs, die – wie anhand der Titel unschwer zu erkennen – seine Besorgnis um die aktuelle politische Situation und den Raubbau an unserer Umwelt widerspiegeln. Ray Wilson läßt uns an seinen Emotionen teilhaben, und so stürmisch die auch sein mögen, zwischen den Zeilen steht immer wieder der unerschütterliche Glaube an das Gute.
Danke, Ray!