Mit Richard Ashcroft verbindet mich ein ganz entscheidendes Erlebnis – war es doch das Gastspiel seiner Band THE VERVE während ihrer Reunion-Tour auf dem Novarock 2008, was mir die bis heute beste Konzerterfahrung meines Lebens beschert hat. Leider folgte nur ein Jahr später die erneute (immer noch inoffizielle?) Trennung, was allerdings nicht bedeutet, dass Mr. Ashcroft in all den Jahren untätig geblieben ist. Mit „Natural Rebel“ erscheint nun sein fünftes (zählt man das Pseudonym-Projekt „RPA & The United Nations Of Sound“ dazu, sogar sechste) Soloalbum.
Wie also schlägt sich die von Chris Martin und Liam Gallagher bezeichnete – und die beiden sind sich bekanntlich eher selten einig – „beste Stimme des Britpop“ mit ihrem neuesten Werk? „All my Dreams“ gibt einen ungewohnten, aber treibenden, mit leichtem Country-Einschlag versetzten Einstieg – TOM PETTY lässt grüßen. Doch gleich die nächsten paar Nummern ziehen den Schmalz-Pegel stark an und nehmen dem Album die Fahrt, vor allem „That’s How Strong“ dümpelt eher vor sich hin. „Born to be Strangers“ erhöht das Tempo und den Groove wieder, doch so recht überzeugt ist man auch hier noch nicht.
Doch dann folgt die zweite Albumhälfte: „That’s when I feel it“ überzeugt mit Spielfreude, „A Man in Motion“ hätte genauso wie der großartige Schlusstrack „Money Money“ mit ihren ausufernden Arrangements und hymnenhaften Refrains auch gut auf ein VERVE-Album gepasst. Alle Achtung!
Bei näherer Betrachtung hat man es hier also, wie schon angesprochen, mit einem Spiel mit zwei verschiedenen Hälften zu tun. Doch wie sagte schon der große Fußball-Philosoph Otto Rehhagel? „Die Wahrheit liegt auf‘m Platz!“ – soll heißen, die neuen Songs werden live so oder so einschlagen. Insgesamt aber, und damit soll hier auch die letzte Sport-Metapher beschrieben werden, reicht es heute nur für ein Unentschieden.
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