Robbie Robertson, der sonst öffentlichkeitsscheue ehemalige Mitbegründer und Hauptsongwriter der BAND sowie auch – selten aber doch – als Solo-Künstler zugange, erlebt heuer ein kreatives Hoch: Robbie hat die Musik für den neuen Streifen “The Irishman” seines alten Freundes Martin Scorcese geschrieben, spielte in der Dokumentation “Once We Were Brothers: Robbie Robertson and The Band” mit, der seine gleichnamige Autobiografie zugrunde lag und steht auch hinter der “Last Waltz Tour 2019”, obwohl er sich dabei nicht mit Zampanos wie Warren Haynes, Lukas Nelson und Cyril Neville die Bühne teilt.
“Sinematic” ist quasi ein Nebenprodukt dieser Aktivitäten, einer der Tracks ist sogar “Once We Were Brothers” betitelt und setzt damit den Fokus auf eines der letzten beiden noch lebenden Miglieder der BAND, der es auch konsequent vermieden hat, in den letzen Jahrzehnten live aufzutreten. Während Robbie’s frühere Solo-Werke vordergründig von der musikalischen Auseinandersetzung mit seinen indianischen Wurzeln geprägt waren finden sich die Songs hier in minimalistischem Setting mit vielfältig überlagerten Gitarren- und Synths-Parts und seinem eindringlichen, oft nahezu spoken word-mäßigen Gesangsvortrag. Er erzählt Geschichten von Gangstern (“Shanghai Blues”), über das erwachsenwerden (“Dead End Kid”) und kommentiert die aktuelle politische Lage (“Let Love Rain”), unter Gastsängern à la Van Morrison, J.S. Ondara und Glen Hansard sticht die wunderbare Laura Satterfield eindeutig hervor. Mit dem Instrumental “Remberance” wird ein stimmiger Schlußpunkt gesetzt, der die feingesponnen Gitarren-Leads von Derek Trucks und Doyle Bramhall II in effektiven Kontrast zu den String- und Synth-Arrangements bringt.
Ein kleines, schlichtes Meisterwerk, das zu fesseln vermag.