ROSE TATTOO Blood Brothers (2018 Bonus Reissue)

Golden Robot Records / Soulfood Music

Neuauflage eines unterschätzten Albums

Schon bei der Erstveröffentlichung vor elf Jahren galt der Titel als Programm, schließlich verließen 2006 Gitarrist Pete Wells und dem früheren Bassist Ian Riley, zwei langjährige Bandmitglieder, für immer die irdische Bühne.

Bewundernswert wie die australischen Rock-Ikone mit diesen schweren Schicksalsschlägen fertig wurde. Durchaus denkbar, dass "Blood Brothers" - das ebenso wie der Fortbestand der Band von Pete kurz vor seinem Ableben abgesegnet wurde - auch eine gewisse therapeutische Wirkung auf die verbliebenen Bandmitglieder ausübte. Mit Erfolg, denn ROSE TATTOO scheint seit der Wiederbelebung 2003 motivierter und aktiver denn je.

Doch nicht nur aus musikhistorischen Gründen ist die Neuauflage des um sechs Live-Tracks aufgepeppten Drehers von Bedeutung. Für den damals anstelle des legendären Slide-Gitarristen Wells zur Band gestoßenen Dai Pritchard stellte die Scheibe auch die Feuertaufe bei ROSE TATTOO dar, die er mit Bravour bestanden hat. Das zeigt nicht nur die Tatsache, dass Dai seit damals zu einem Fixstern im Line-Up werden konnte, sondern auch, dass er sich als Showman auf der Bühne neben Angry Anderson etablieren konnte. Respekt. Da Dai jedoch einen anderen Stil als sein Vorgänger zu spielen pflegt, klingt "Blood Brothers" im Vergleich zu den Frühwerken der "TATTS" nicht nur reduzierter im Hinblick auf die Slide-Anteile, sondern auch weniger dreckig und deftig.

An Klasse hatte die Band dadurch aber nichts eingebüßt. Nicht zuletzt, weil mit dem 2009 verstorbenen Mick Cocks wieder der Partner schlechthin als Songschreiber und Riff-Verantwortlicher zur Verfügung stand. Nachzuhören unter anderem im knackigen Dösenöffner 'Black Eyed Bruiser', dem als legitimen Nachfolger des Band-Klassikers 'Rock’N’Roll Outlaw' gehandelten 'Once In A Lifetime' oder dem tiefschürfenden 'Man About Town'.

Für die Neuauflage hat man auch den Sound neu abgemischt, wodurch die seinerzeit schon vergleichsweise melodische Gangart von ROSE TATTOO sogar noch ein wenig besser zur Geltung kommt, auch wenn sich etwa der Opener in Live-Fassungen bislang immer deutlich deftiger angehört hat. Auch das lässt sich an Hand des Re-Releases feststellen, schließlich wurde dafür gehörig in den Archiven gewühlt um sechs Songs als Bonus-Tracks in mitreißenden Live-Versionen präsentieren zu können.

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