Zugegeben, das Cover hat etwas von einem schlecht gezeichneten Kinderbuch, der Inhalt dieser Veröffentlichung gleicht das aber locker aus. Schließlich handelt es sich um das leider völlig unter dem Radar gebliebene Gesamtwerk einer absolut entdeckenswerten, bislang aber wohl nur eingefleischten US Metal-Underground-Spezialisten bekannten Truppe namens SAFE HAVEN.
Gegründet wurde die Formation zu Beginn der 90er Jahre und war offenbar auch überaus motiviert. Denn abgesehen vom 1995 offiziell veröffentlichten Demo "Savage Harvest" hat das Quintett aus Stratford, Connecticut eine ganze Menge Material mehr aufgenommen. Weshalb man von dieser Band weder in jener Zeit noch danach etwas gehört hat, lässt sich zwar nur mutmaßen, da die griechischen Experten von Arkeyn Steel mit dieser Veröffentlichung aber einmal mehr ihre Kompetenz beim Aufstöbern von „Trüffeln“ unter Beweis stellen konnten, erübrigt sich diese Frage ohnehin.
Die ebenso "Savage Harvest" betitelte Compilation umfasst neben den vier Tracks des seinerzeitigen Demos nämlich insgesamt 14 weitere Nummern, die es wohl erst einmal zu sichern und restaurieren galt. Schließlich handelt es sich dabei - mit Ausnahme der, anno 1993 als erste offizielle Tape-Veröffentlichung in Umlauf gebrachten Single 'Cries Of Mercy' - um bis dato unveröffentlichtes Material. Dieses wurde klangtechnisch durchaus brauchbar aufbereitet, und fällt was den Sound betrifft, gegenüber dem Herzstück nicht wirklich ab.
Die Tatsache, dass SAFE HAVEN vor 1994 erst einmal als Band zusammenfinden mussten, lässt sich anhand der bislang unter Verschluss gehaltenen Tracks aber dennoch nicht von der Hand weisen. Die Entwicklung der Musiker ist aber ebenso gut nachzuvollziehen, denn die von einem unveröffentlichten Demo aus dem Jahr 1991 stammenden Songs klingen bei weitem noch nicht so ausgegoren wie etwa 'Foolish Quest' und 'Games People Play', die beide aus dem Jahr 1993 stammen.
Zum Zeitpunkt der Aufnahmen von "Savage Harvest" hatten die US-Amerikaner aber definitiv ihre Gangart gefunden. Im immer wieder von vertrackten Prog-Einschüben unterzogenen, typisch US-amerikanischen Metal fühlte sich das Quintett offenbar bestens aufgehoben. Die Nummern wurden zumeist sehr kraftvoll angelegt, höchst melodische Passagen sorgten jedoch für Abwechslung und ein hohes Maß an Eingängigkeit.
Auch die gleichermaßen kräftige wie emotionsgeladene Stimme von Chris Allen fügte sich gut ins Gesamtbild ein, weshalb sofort die Frage gestellt werden muss, warum sich diesen Kerl nach dem offenbar recht unspektakulären, um nicht zu sagen, unbemerkten Ende dieser Band kurz vor der Jahrtausendwende, keine andere Band ins Boot geholt hat.
Dass Chris nichts von seiner Klasse eingebüßt hat, stellt er im, die 18 Tracks umfassende Compilation beendenden 'Shock To The System' unter Beweis. Diese Nummer wurde nämlich bei einer Live-Reunion des Quintetts 2017 mitgeschnitten. Mal schauen, ob da eventuell doch noch mal was kommt. Zu hoffen wäre es!