SAVAS & SIDO Royal Bunker

Universal

Das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen der Deutschrap-Ikonen!

Als auf dem diesjährigen Splash-Festival angekündigt wurde, dass die Berliner Rap-Ikonen Kool Savas und Sido in Kürze eine gemeinsame LP veröffentlichen würden, war das beinahe eine kleine Sensation, mit der man nicht rechnen konnte. Das Gipfeltreffen der beiden Deutschrap-Titanen auf Albumlänge war 2017 definitiv eines der meist erwarteten und auch spannendsten Releases in der Hip Hop-Szene. Feature-Tracks der 2 Künstler gab es bisher nur einige wenige, die meisten davon bereits ca. 15 Jahre alt. So konnte man wirklich neugierig sein, wie sie ihre unterschiedlichen Styles und Geschmäcker unter einen Hut bringen würden. Beide haben ja bereits ein Kollabo-Album mit einem anderen bekannten Rapper herausgebracht - Kool Savas zusammen mit Azad als One (2005); Sido mit seinem ehemaligen Erzfeind Bushido unter dem Projektnamen 23 (2011). Die Ergebnisse waren ganz sicher nicht schlecht; an die Solo-Klassiker der Protagonisten kamen diese Alben aber nicht wirklich heran. 

Auf "Royal Bunker" haben Sido und Savas es vollbracht, ein Album mit einer ganze Reihe toller Songs zu füllen, die aufgrund des  relativ homogenen Soundbilds wie eine echte Einheit wirken. Dabei schaffen sie es vorzüglich, ihre verschiedenen Stile scheinbar mühelos zusammenzuführen; die eingegangenen Kompromisse wirken dabei niemals halbherzig oder gar anbiedernd. Kool Savas rappt wie gewohnt dicht und rasant mit abwechslungsreichen, sich immer wieder steigernden Flow-Variationen; wenn  er vielleicht auch etwas straighter und leichter verdaulich klingt als auf seinen Solo-Releases. Sido versucht des Öfteren gekonnt einen Gegenpol dazu zu bilden und bringt in seinen Strofen noch mehr Pausen und markant gesetzte catchy Betonungen als sonst unter, was wirklich verdammt gut miteinander harmoniert. Bei anderen Songs klingt er dann aber auch wieder aggressiv und versucht mit Savas mitzuhalten, was Intensität und Technik seiner Raps betrifft. Die Texte schwanken zwischen  Battle und Representern wie auch vielen persönlichen und nachdenklichen Themen. Auch hier hat man eine gute, ausgewogene inhaltliche Mischung finden können.

Produziert wurde der Großteil der 14 Tracks von DJ Desue, der seit Jahrzehnten eine feste Größe ist und hier wieder einmal sehr gute Arbeit abgeliefert hat. Insgesamt ist der Sound sehr Keyboard- und PIano-lastig; mal etwas rasanter,  dann wieder melancholischer, insgesamt oft angedüstert, immer sehr melodisch und eigentlich nie die klassische 90Bpm-Region  verlassend. Mit den seit einigen Jahren angesagten Trap-Beats hat das Album (bis auf einige wenige Passagen) nichts zu tun. Es ist aber auch kein richtiges Old-School-Album geworden, wie man aufgrund des Titels vielleicht hätte vermuten können - der  "Royal Bunker" war Ende der 90er Jahre ein heute legendäres Freestyle-Cafe in Berlin und später auch der Name eines Untergrund-Labels, auf dem Kool Savas wie auch Sido zeitweise gesignt waren. Die große Stärke liegt vorallem darin, dass man wirklich eine durchgehende, sehr homogen wirkende Art von Sounds und Beats gefunden hat, die dem Album einen durchdachten, runden Eindruck verleihen,  ohne dass sich die Songs dabei aber zu sehr ähneln würden.

Aufgrund dieser Einheitlichkeit fällt es schwer, einzelne Tracks als Highlight herauszupicken. Der Titelsong "Royal Bunker" hat einen wunderbaren luftig-lockeren Ohrwurm-Beat und ist wahrscheinlich auch der Hit des Albums. Ansonsten stechen u.a. noch die letzte Video-Auskopplung "Neue Welt" (mit einem tollen Verse von Ruhrpott-Legende Lakmann) sowie das düstere und energische "Unterschied" hervor. Insgesamt ist das Album aber vorallem als großes Ganzes zu betrachten und macht von vorne bis hinten einen starken Eindruck mit wenigen vereinzelten Schönheitsflecken.

Was Kollabo-Alben von großen Rappern aus unterschiedlichen Camps betrifft, so ist "Royal Bunker" zweifelsfrei einer der stärksten Beiträge. Auch nach jeweils 20 Karrierejahren sind beide Rapper relevant und aktuell wie eh und jeh, ohne sich dem Zeitgeist anbiedern zu müssen. Sowhl Sido wie auch Kool Savas kennen ihre Stärken und ihren eigenen Wert, genießen hohe Glaubwürdigkeit in der Szene und sind heute ganz zu Recht dort, wo sie stehen - nämlich auf Platz 1 der deutschen wie auch österreichsichen LP-Charts in der ersten Verkaufswoche von "Royal Bunker".

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