Beeindruckend ist nicht nur das Durchhaltevermögen des Kim Simmonds, auch die Tatsache, dass er nach 55 (!) Jahren Band-Existenz immer noch locker ein in sich stimmiges Album abzuliefern im Stande ist, muss mit entsprechendem Respekt betrachtet werden. Der Gitarrist, Sänger und seit jeher federführende Songwriter des Unternehmens hat scheinbar auch noch lange nicht genug. Das jedenfalls lässt er uns mit dem Titel des inzwischen 41. (!!) SAVOY BROWN-Albums wissen.
Zusammen mit den seit mehreren Jahren an seiner Seite agierenden Kollegen Garnet Grimm und Pat DeSalvo hat der offenbar noch überaus rüstige Mitt-70er einmal mehr ausnahmslos gediegene Blues-Tracks eingespielt. Diese lassen sofort erkennen, dass hier das Feeling im Vordergrund steht und jeder Track eine persönliche Geschichte erzählt.
Die minimalistische Besetzung verlangt zwar ohnehin eine solche Vortragsweise, doch dermaßen zurückhaltend und dezent wie Garnet am Schlagzeug und Pat am Bass auf "Ain't Done Yet" loslegen, bekommt man eine Rhythmus-Fraktion auch nicht alle Tage zu hören. Dass die beiden Herren Könner an ihren Instrumenten sind, steht außer Frage, dass sie trotz ihrer reduzierten Spielweise das ideale Rhythmus-Fundament für ihren Chef erbauen können, spricht zusätzlich für sie.
Der Boss selbst macht selbstredend eine ebenso gute Figur und versteht es auch nach all den Jahren für launige Blues-Songs zu sorgen. Mitunter scheint er sich dafür an der Frühzeit der Formation orientiert zu haben, denn nicht nur sein Arbeitsgerät selbst klingt mehrfach schwer nach den späten 60ern. Dazu passend wurde das Album auch mit einem Sound versehen, der wie aus jeglicher Zeit gefallen klingt.
Dennoch sorgen Nummern wie das lebensfrohe 'Devil’s Highway', das in gewisser Weise als Huldigung an John Lee Hooker geschriebene 'Jaguar Car', oder das mit einer tiefen Verneigung vor all den Inspirationsquellen aus dem Süden der US of A auf einer Steel-Dobro intonierte 'Rocking In Louisiana' nicht nur für feinen Hörgenuss. Sie geben zudem auch eindeutig erkennen, was gemeint ist, wenn von "zeitloser" Musik die Rede ist.
Alles also wie gehabt im Hause SAVOY BROWN? Nicht ganz. Denn für den Schluss hat man sich eine echte Überraschung aufgehoben. Mit 'Crying Guitar' lässt man uns nämlich die erste auf Album veröffentlichte Instrumental-Nummer der Karriere hören. Ein vor Gefühl förmlich überschäumendes Stück, das seinem Titel vollends gerecht wird.