Selbst wenn es dieser, bereits vor über 35 Jahren aktiven Band niemals gelungen ist, einen ähnlichen Status zu erreichen, wie es der „Konkurrenz“ geglückt ist, die zeitgleich losgelegt hat, strich die immer noch von Gitarristen und Gründer Axel Julius angeführte Formation niemals die Segel. Im Gegenteil, das Gelsenkirchener Szene-Original ist blendend in Form und auch bestens drauf, als wir uns zum vereinbarten Skype-Termin treffen. Der wohl wichtigste Grund dafür: »The Cosmic Race«, das mittlerweile siebente Studioalbum der Truppe steht nun endlich in den Startlöchern:
Was alles ist denn passiert, um fast neun Jahre vergehen zu lassen, ehe ein Nachfolger für »The Judgement« präsentiert werden kann?
Viel. Verdammt viel. Es war natürlich nicht so, dass wir auf der faulen Haut gelegen wären. Da sich in den letzten Jahren aber zunächst einmal dieses Virus eingenistet hat, und man plötzlich von einem Tag auf den anderen nicht wissen konnte, wie es weitergehen würde, kam unser ursprünglicher Plan gehörig ins Wanken. Und es kam sogar schlimmer als befürchtet, denn es war plötzlich nicht einmal mehr abzusehen, ob es überhaupt noch Sinn macht, sich einen Zeitplan für eine Veröffentlichung zurechtzulegen. Geschweige denn, ob man diesen auch nur ansatzweise einhalten würde können.
Von daher war klar, dass wir die Scheibe eben dann erst fertig stellen, wenn es problemlos möglich ist. Leider ist aber auch das nicht wirklich umzusetzen gewesen, denn wie aus dem Nichts, begann Russland diesen sinnlosen Krieg mit der Ukraine. Ein weiterer Punkt, der uns fassungslos, und im Endeffekt auch untätig gemacht hat. Und ganz ehrlich, im Moment muss man leider tagtäglich mit weiteren, unvorhergesehenen Katastrophen rechnen. Ein Wahnsinn!
Euer seit jeher mit der Musik verknüpftes Science-Fiction-Konzept wirkt dadurch irgendwie realistischer denn je. Tragisch, nicht wahr?
Ja, leider. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass wir uns damals den „Scanner“ als Protagonisten ausgedacht, und auf dem Planeten Galactos angesiedelt haben, wo er ein Leben nach seinen Wünschen, und vor allem, ein Leben in Frieden und Freiheit führen kann, reicht es in Anbetracht der aktuellen Weltlage wohl aus, um auf der Stelle man mit ihm tauschen zu wollen.
»The Cosmic Race« schließt an die bisherigen Scheiben an, oder?
Ja! Im Prinzip geht es exakt dort weiter, wo wir mit »The Judgement« aufgehört haben. Die Menschheit muss den Planeten endgültig verlassen, und tut das mehr oder weniger freiwillig, weil das Leben täglich mühseliger wird. Naturkatastrophen und Kriege haben viel Schaden angerichtet, und irgendwie weiß niemand mehr so recht, wie es weitergehen sollte. Ganz ehrlich, ich hätte nie daran gedacht, dass die von mir damals als Fiktion ersonnene Geschichte jemals dermaßen realitätsnah werden könnte. dass sich in den letzten 35 Jahren vieles derart verändern würde, hätte ich nicht erwartet.
Das Konzept hat bekanntermaßen mit eurem Debüt begonnen. Ist das mit ein Grund, weshalb es kurz vor eurem nächsten Studioalbum erst einmal eine Neuauflage von »Hypertrace« gibt?
Nicht unbedingt, aber Nachteil ist es definitiv keiner. Allerdings handelt es sich bei diesem Re-Release um eine spezielle Sammler-Edition. Die Scheibe gibt es nämlich in einer auf 500 Exemplare limitierten, violetten Vinyl-Edition. Ich nehme mal an, dass sich dieses Teil eher Fans zulegen, die das Konzept, und klarerweise auch uns, schon länger kennen.
Neuauflagen in limitierter Variante halte ich generell für eine gute Idee und anschaffenswerte Sache. Warum aber gibt es denn nur drei eurer Scheiben in coloriertem Vinyl?
Damit haben wir ehrlich gesagt nicht viel zu tun. Das müsstest Du unser Label fragen. Klar haben wir zugesagt, als die Anfrage kam. Weshalb die Wahl aber zunächst auf »Hypertrace«, »Mental Reservation« und »Ball Of Damnation« gefallen ist, weiß ich nicht.
Alles klar. Obwohl ich es schade finde, dass »Terminal Earth« nicht neu aufgelegt wird. Hat das einen rechtlichen Grund?
Nein, und ich kann Dich beruhigen, denn auch diese Scheibe wird es in einer Vinyl-Ausgabe geben. Wann genau, weiß ich zwar nicht, aber irgendwann 2024 wird es wohl so weit sein. Unser Label ist jedenfalls sehr emsig, und will nicht nur unser aktuelles Album so gut wie irgendwie möglich an den Fan bringen, sondern auch unseren alten Stoff wieder flächendeckend auflegen.
„Neues Label, neues Glück“, sagt man so schön. Wie ergab sich denn die Zusammenarbeit mit Rock Of Angels Records?
Wer die Szene in den letzten Jahren mitverfolgt hat, dürfte erahnen, warum wir eine Kooperation eingehen wollten. Man merkt bis heute, dass dort Fans an der Arbeit sind, die solche geblieben sind. Außerdem scheint Rock Of Angels Records zu jenen Ausnahmeerscheinungen im Business zu zählen, von denen man bisher ausnahmslos Positives gehört hat!
Der Anfang dieser Liaison scheint in der Tat mehr als nur fruchttragend zu sein. Denn nach den besprochenen Vinyl-Auflagen der frühen Alben, liefert man demnächst »The Cosmic Race«, den mittlerweile siebenten Dreher des Ensembles aus.
Axel Julius und seine Truppe hatten den „Scanner“ zuletzt zwar nicht wirklich häufig auf Reisen geschickt, ihre Fans werden ihnen das aber mit Sicherheit nicht verübeln. Zumal es einmal mehr genau das zu hören gibt, wofür die Gelsenkirchener Szene-Institution bekannt ist, und geschätzt wird: Wieselflinke Riffs, gepaart mit feinen, sich auf Anhieb im Gedächtnis einprägenden Melodien, stehen in geballter Form immer noch auf dem Programm! Wenig überraschend auch, dass die Musik in eine Science-Fiction-Konzeptgeschichte aus der Feder des Protagonisten eingebettet ist. Ebenso wenig, dass man auf saubere Arrangements Wert gelegt, und die Tracks entsprechend produziert hat. Neuerungen gibt es zwar kaum, aber wer braucht diese schon, wenn es die gewohnt markanten Gesangspassagen und schmissigen Refrains („The Earth Song“, „Warriors Of The Light“, „Space Battalion“) zu hören gibt, die erneut der Grieche Efthimios Ioannidis (Anmerkung des Autors: der Kerl ist in der Tat der erste Sänger, der auf mehreren Studioalben der Band zu hören ist!) auf heroische Manier zum Besten gibt.
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