Bei allem Respekt, den Fans und Presse den Veröffentlichungen der US-Amerikaner, und auch ihrem mittlerweile verstorbenen, späteren Sänger Jonny Solinger entgegenbrachten: An jenen Ruhm anzuschließen, der SKID ROW zusammen mit Sebastian Bach in der Frühzeit der Karriere beschert war, gelang der Truppe bisher nicht.
Das mag zwar an mehreren, unterschiedlichen Faktoren gelegen sein. Am Umstand, dass der auf den Bahamas geborene Kanadier Bach für viele Fans das Aushängeschild schlechthin war, und das bis heute noch ist, lässt sich nichts ändern. An der Aussage, dass "Seb" der bislang beste Sänger in Reihe der Rocker gewesen ist, könnte sich jedoch demnächst etwas ändern.
Mit Neuzugang Erik Grönwall (ja, genau DER, von dem man bis vor kurzer Zeit sogar befürchten muste, seine Karriere wäre krankheitsbedingt demnächst vorbei...!) hat die "New Jersey-Gang" seit geraumer Zeit nämlich nicht nur einen überaus ausdrucksstarken Frontmann engagieren können, dem Kerl ist es auch zuzutrauen, sich das frühere Material nicht nur anzueigenen, sondern dieses - ganz im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger ZP Threat, der an sich unkaputtbare SKID ROW-Klassiker auf der Bühne regelrecht "verdragonforcte" , und damit zahlreiche Fans vergraulte - dennoch mit dem entsprechenden Respekt vorzutragen. Was für ein Glücksgriff für die Band!
Ob die Sleaze-Rocker mit ihrem aktuellen Dreher zumindest ansatzweise (mehr ist illusorisch, da Bands heutzutage mit völlig unterschiedlichen Businessbegebenheiten konfrontiert sind) an jene, auch kommerziell überaus ertragreiche Phase anschließen können, bleibt zwar erst einmal abzuwarten. Die Voraussetzungen dafür standen aber definitiv niemals besser als jetzt!
Zum einen, weil es der Band gelungen ist, auf „The Gang’s All Here“ nahezu ausnahmslos Hits zu verewigen. Und zum anderen, weil das Quintett mit einer schier überschäumenden, juvenilen Frische zu Werke gegangen ist. Ein wesentlicher Faktor dafür war, dass sich Rachel Bolan, Dave „Snake“ Sabo und Scotti Hill im Vorfeld ihrer Wurzeln besonnen hatten. Zudem sind die drei Original-Mitglieder und Hauptkomponisten mit der Intention an das Schreiben der Songs herangingen, ausnahmslos Material zu kreieren, das dem Esprit der 80er entsprechen würde. Operation gelungen, Patient quicklebendig!
Aber auch Produzent Nick Raskulinecz hat sein Scherflein zum Gelingen beigetagen. Schließlich war er es, der SKID ROW das Gefühl vermitteln konnte, sich wie in jenen Tagen zu fühlen, als sie als blutjunge Burschen in einer Garage in New Jersey, ihrem ersten Proberaum, akribisch an den ersten Songs bastelten. Das ist dem Geschwader fraglos gelungen, weshalb es einfach unmöglich ist, vom knackig-groovenden Opener ‚Hell Or High Water‘ bis zum furiosen Finale 'World’s On Fire' nicht mitzugehen.
Ein solches Album hätten wohl nicht mehr viele Fans erwartet, doch SKID ROW haben genau das geliefert. Eine echte Überraschung!
Wer es nicht glauben will, möge sich wahlweise den dezent punkig angehauchten Titelsong, den Megaohrwurm und Hitkandidaten 'Time Bomb', das bandbiographische 'Resurrected' sowie den von edlen Double-Leads getragenen 'October's Song' zu Gemüte führen. Fragen dazu beantworte ich gerne, viele werden es ohnehin nicht sein.
Ausfälle sucht man auf diesem Album in der Tat vergeblich, stattdessen bekommen wir von dem sympathischen Haufen und ihrem neuen "Mikro-Glücksgriff", der sich mehrfach auch als überaus talentierter "Schreihals" entpuppt, ein wahrhaftig mächtiges Gerät aufgetischt.
Eines, das wohl nicht nur bei mir in den demnächst (Kinder, wie die Zeit vergeht....) zur Veröffentlichung anstehenden Jahresbestenlisten in der Kategorie "Album des Jahres 2022" sehr, sehr weit oben Erwähnung finden wird! Yeah!