Seinen letzten Longplayer “Something On Me” hatte Snowy White im ersten Lockdown eingespielt, das Interview zum Album-Release fand dann im Jahr darauf erneut im Lockdown statt. Verständlich, dass da die Laune etwas gedämpft war, auch weil der Ausnahme-Gitarrist den Entschluss gefasst hatte nicht mehr live zu spielen: “Dazu fühle ich mich nicht mehr fit genug, und um ehrlich zu sein, ist mein Gitarrenspiel auch nicht mehr das was es einmal war.”
Um meinerseits ehrlich zu sein konnte ich Letzteres schon damals nicht für bare Münze nehmen und auch angesichts der ungebrochenen Griffbrett-Versatilität auf “Driving On The 44” besteht die berechtigte Hoffnung dass der Mann das Ganze längst wieder optimistischer sieht.
Dass sich Snowy White beim Songwriting längst keinen Stress mehr macht ist bekannt, auch von Erfolgsdruck oder zwanghaft kommerzieller Ausrichtung ist rein gar nichts zu verspüren. Zum Aufwärmen serviert er das flocking-lockere Instrumental “Freshwater”, das perfekten Nährboden für gediegene Solierung bietet und auch dem Langzeit-Spezi Max Middleton exquisite Tastenläufe zu entlocken vermag. Mit dem “Longtime Blues” hält Snowy versonnene Rückschau (“I was never really lowdown”), die leise aufkommende Wehmut spielt er sich dann mit Schmiss und Herzblut von der Seele. Der Titeltrack “Driving On The 44” präsentiert sich als musikalischen Road-Movie, lässt die Fahrt in den Sonnenuntergang am geistigen Auge vorbeiziehen und macht mächtg Lust auf den nächsten USA-Trip (bei mir zumindest). Mit “Blues 22” wird’s dann – wie der Name schon sagt – ausgesprochen originär, was sich etwas später auf dem weiteren Instrumental “Slinky” in einem fein angejazzten Lament fortsetzt. Mr. White stellt hier erneut seine stilistische Bandbreite unter Beweis – das “One Man Girl” kommt im Samba-Rhythmus um die Ecke getanzt und bei “Lady Luck (So Mean To Me)” werden unwillkürlich Erinnerungen an seine Jahre als Sidekick des großen Peter Green wach.
Ein superbes Album all the way! Pflichtkauf sozusagen!