SOAP & SKIN From Gas To Solid / You Are My Friend

Solfo / Play It Again Sam / Rough Trade

Nach 6 Jahren endlich neues Album und stilistische Weiterentwicklung der Ausnahmekünstlerin.

Man hätte schon fast befürchten können, von Anja Plaschg aka SOAP & SKIN komme kein neues Album mehr. Seit ihrer letzten Großtat „Narrow“ aus dem Jahr 2012 sind 6 Jahre vergangen, seither hat sie ein Kind bekommen, Theater gemacht, in Filmen mitgespielt, gelegentlich eher ungewöhnliche Songs als Singles bzw. Eps veröffentlicht, sich eine Glatze scheren lassen und ist in schneeweißen Wallergewändern aufgetreten. Amateurpsychoanalytisch betrachtet: ein Mensch schwer auf der Suche. Dabei kann auch leicht ein gröberer Bruch passieren.

Zur Erleichterung ihrer Fans gibt’s nun ein neues Album. Getan hat sich aber schon einiges. Die jugendliche Königin der Düsternis und Melancholie hat den schwermütigen Pathos zumindest zum Teil doch abgelegt. Dieser ist einer Bandbreite an doch einigermaßen weiterentwickelten Sounds gewichen: Verspielte Elektronik, die auch schon mal von DAFT PUNK, etc. kommen könnte. Minimalistische, kammermusikalische Songs mit nur Klavierbegleitung. Astreine Kirchenmusik. Seltsamer, lebensbejahender Experimentalpop bei dem schon mal mit Harmonium den Elegien von SUICIDE nachgestellt oder nach der Schule der SIGUR RÓSschen Kunstsprache beinhart und selbstbewusst österreichisches Bauernenglisch praktiziert wird. Als Abschluss gibt’s gar eine Interpretation von „What A Wonderful World“. Das mag schon mal starker Tobak für langjährige Fans sein. Ein Publikum welches von ihrem schwülstigen Pathos bislang abgeschreckt war, wird sie trotzdem nicht erreichen.

Ich finde es eine absolut verständliche und würdige Weiterentwicklung. Wenngleich ich diese schweren, teilweise tieftraurigen Songs ihrer ersten beiden Alben sehr vermisse, für mich war diese damals eine wie auf meinen Musikgeschmack zugeschnittene, stilistische Offenbarung. Das neue Material hat aber noch immer genügend Duftnoten des Stils mit dem sie ab 2009 weltweit für Aufsehen, Staunen und gespitzte Ohren sorgte. Und die Elemente der Weiterentwicklung, Neuausrichtung, stilistischen Verbreiterung sind definitiv auf einem Qualitätsniveau, welches ihr kein Steinchen ihres künstlerischen Status abringt. Das Besondere, Infizierende ihrer Songwritingqualitäten hat aber – ganz abgesehen von stilistischen Präferenzen – etwas nachgelassen. Und sie bleibt dabei noch immer eine der weltweit herausragendsten Popkünstlerinnen überhaupt.

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