SOLSTICE

Eine bemerkenswerte Band aus England im Interview

Vor nicht allzu langer Zeit haben wir die neue CD von SOLSTICE, einer Doom Metal Band aus England, rezensiert und für sehr gut befunden. Daher lag es auf der Hand, der Band ein paar Fragen zu senden, die Sänger Paul Kearns auch prompt beantwortet hat.

Ihr habt kürzlich ein Album mit dem Titel “White Horse Hill” heraus gebracht, welches mich ausgesprochen begeistert hat. Kannst Du ein bisschen etwas über die Scheibe erzählen?

Sieben Songs, siebenundvierzig Minuten. Die Spielzeit der einzelnen Songs beträgt im Schnitt acht bis neun Minuten, es gibt aber auch eine dreizehn Minuten lange Reise durch die Annalen des Doom Metal mit dem Titel “Under Waves Lie Our Dead” zu hören. Zwischendurch haben wir zum Beispiel kürzere Nummern wie “Beheld, A Man Of Straw” am Start und den Abschluss des Albums bildet “Gallow Fen”, meiner Meinung nach ein wunderschönes Heavy Metal Lamento.

Wovon handeln die Lyrics auf “White Horse Hill”? Mein absoluter Lieblingstrack ist das von dir vorhin angesprochene “Gallow Fen”. Welche Story erzählt dieses Lied?

White Horse Hill” behandelt nicht nur ein Thema, jeder Song ist lyrisch eine Geschichte für sich, genau so wie das auch musikalisch der Fall ist.

Gallow Fen” ist hinsichtlich der Texte und auch der Musik ein nicht so komplexes Stück. Es handelt sich hier um eine Geschichte über das Altern. Man bedauert, dass man nicht derjenige ist, der man gerne sein würde, verkriecht sich irgendwo, steht dann jedoch auf und verspricht, dass man sich zusammenreißt und doch noch zu dem wird, der man immer sein wollte.

Woher kommt eigentlich der epische Part, der eure Musik doch auch sehr prägt? Gibt es hier Bands im speziellen oder andere Einflüsse, die ihr im Kopf habt, wenn ihr die Songs schreibt?

Nein, nicht wirklich. Rich komponiert unsere komplette Musik und er ist quasi ein Kind der englischen Punk- und Hardcore Szene der 80er Jahre. Er hat sehr viele der frühen DISCHARGE Shows besucht und hat unter anderem die Gründungszeit von NAPALM DEATH miterlebt. Rich war Frontmann von SORE THROAT und anderen Bands, die eigentlich das genaue Gegenteil von epischer Musik sind. Kurz, sein Background ist alles andere als episch, daher kann ich gar nicht sagen, woher dieser Anteil in unserer Musik stammt.

White Horse Hill” wird auf verschiedenen Labels veröffentlicht. Welche Gründe gibt es hierfür? Sind diese Deals mit den einzelnen Labels nur für diese eine Scheibe oder habt ihr längerfristige Verträge unterschrieben?

Nein, wir haben keine Verträge unterschrieben. All diese Vereinbarungen wurden in alter Manier per Handschlag abgeschlossen. Es ist nicht so, dass wir ein Problem damit hätten, wenn es einen Vertrag mit einem größeren Label gäbe und man somit quasi zum Angestellten dieser Firma wird.

Aber das ist doch eher etwas für all jene Musiker, die ihre Band als Business betrachten oder gar Karriere machen wollen. Wir agieren hier sehr autark. Wir tragen die Kosten für die Aufnahmen selbst, organisieren das Merchandising, bezahlen die Proben (ich zahle mir die Flüge zu den Bandproben selbst, denn ich bin bei SOLSTICE eingestiegen, also liegt das in meiner Verantwortung) und dann vergeben wir eine Lizenz an die Labels, die wir kennen und denen wir vertrauen, damit sie die Alben pressen und den Vertrieb übernehmen.

Das alles ist relativ einfach, fair und korrekt. Wir sehen keine Veranlassung dazu, die Dinge zu verkomplizieren, wenn wir das vermeiden können. Diese Vereinbarungen treffen wir für jede Scheibe neu.

Wie sind denn die Reaktionen der Metalpresse bzw. Eurer Fans auf “White Horse Hill” ausgefallen? Seid ihr komplett zufrieden mit dem Endergebnis der Veröffentlichung oder musstet ihr irgendwelche Kompromisse eingehen?

Kompromisse? Nein, nein! Wir sind eine kleine Kult Metal Band, die sich komplett selbst finanziert, somit gibt es niemanden, der uns irgend eine Art von Kompromissen aufzwingen kann. Das ist einer der Gründe, warum wir alles selber machen und auch alles selbst bezahlen. Wir können so die Dinge im für uns richtigen Tempo abwickeln (und wenn man in Betracht zieht, dass seit der Veröffentlichung der letzten SOLSTICE Scheibe zwanzig Jahre vergangen sind, kann man sagen, dass wir sehr langsam arbeiten) und Sachen dann machen, wenn wir es für richtig halten. Die einzigen Kompromisse, die wir eingehen, sind jene zwischen den einzelnen Bandmitgliedern, aber das ist bei fünf Musikern einfach unumgänglich.

Ihr habt gesagt, dass ihr den Stücken den perfekten Schallplatten-Sound verpasst habt. Warum habt ihr genau diese Art der Produktion gewählt?

Das ist genau der Sound ist, der unsere Musik auf die richtige Art und Weise repräsentiert. MP3 bzw. digitale Musik wird langsam zum alles dominierenden Medium für Musik, so ist halt der Lauf der Zeit und so verlangt es auch die technische Entwicklung.

Das mag für andere Leute okay sein. Wir halten jedoch an den Werten und Traditionen des ursprünglichen Heavy Metal fest und wollen, dass unsere Songs so klingen wie es damals üblich war. Wir glauben, dass Musik ein Herz und eine Seele haben muss und nicht von einem binären Wert geprägt werden solte.

Habt ihr die neuen Stücke bereits live gespielt? Wird es eine Tour zum Album geben oder spielt ihr zur Zeit eher nur einzelne Gigs?

Es wird keine Tour geben, wir absolvieren nur einzelne Shows. Wir sind nicht groß genug, um eine Tour auf die Beine zu stellen, die sich kostentechnisch rechnet. Einige von uns haben finanzielle Verpflichtungen, einen fixen Job und auch Kinder, die Unterstützung brauchen. Von daher würde eine Tour wirklich kaum Sinn machen.

Wir haben unter anderem am HELL OVER HAMMABURG Festival gespielt und es war eine tolle Sache. Es war ein unglaubliches Event an einem tollen Veranstaltungsort, organisiert von Sure Shot Worx und vom DEAF FOREVER Magazin, welches zu unseren Lieblingszeitungen zählt. 2019 werden wir am KEEP IT TRUE Festival sowie am PARTY SAN Open Air auftreten. Wir können es kaum erwarten!

Warum hat es denn zwanzig Jahre gedauert, bis ihr letztendlich das neue Album veröffentlicht habt? Kannst du bitte ein bisschen mehr zu Bandgeschichte erzählen? Ich glaube, es ist die letzten Jahre nicht recht einfach für SOLSTICE gewesen.

Nein, das kannst du laut sagen. SOLSTICE sind sowohl für ihre Musik wie leider auch für ihren Personalverschleiß bekannt. Es macht einen fast verrückt, wenn man realisiert, dass das musikalische Potential dieser Band wegen idiotischer Streitereien und Probleme mehr oder minder verschwendet wird.

Ich bin sehr froh, dass Rich Walker es geschafft hat, sich davon zu distanzieren und seinen Fokus darauf gerichtet hat, SOLSTICE zu dem zu machen, wofür es eigentlich steht. Das hat zweifellos seine Zeit gebraucht, aber nun sind wir endlich an diesem Punkt angelangt. Ich bin 2011 zur Band gestoßen und das hat sicherlich dazu beigetragen, eine gewisse Stabilität in die Position des Sängers zu bringen. Eine große Ehre gebührt jedoch unserem Gitarristen Andrew, der sich Rich soweit ich weiß im Jahr 2010 angeschlossen hat. Die beiden sind seither absolute Partner in Crime und bilden das Rückgrat der Band.

Ihr sucht zur Zeit nach einem neuen Bassisten. Haben sich eine Menge Leute für den Job beworben?

Ja, es gab viele Bewerber, aber die meisten waren einfach nicht geeignet. Ich denke jedoch, dass wir unseren neuen Mann nun gefunden haben und wir werden seinen Namen bald bekannt geben (Anmerkung der Interviewerin: Es handelt sich hierbei um den vorn mir sehr geschätzten Daryl Parson, dem ich an dieser Stelle nochmals meine Gratulation und Hochachtung aussprechen möchte!). Aber ich bin immer noch ein wenig fassungslos, dass Izak die Band verlassen hat, es war toll, mit ihm gemeinsam Musik zu machen.

Doom Metal ist an sich ein Genre, das sehr im Underground verwurzelt ist. Wie siehst du das? Gibt es hierfür spezielle Gründe?

Diese Musik ist einfach nicht für die breite Masse gemacht. Die meisten Menschen würden sie nicht verstehen und ich möchte diese Leute auch nicht in der Szene haben. Wenn eine bestimmte Musikrichtung zu bekannt wird und Otto Normalbürger sich dafür interessiert, dann verliert sie ihre Reinheit und wird wie alles andere irgendwie seelenlos.

Doom Metal ist aber auch dafür bekannt, dass es es sich thematisch eher mit dem Depressiven und Dunklen beschäftigt, allerdings in keiner aggressiven Art und Weise. Es ist viel intensiver und gefühlvoller als so manch anderes Subgenre im Metalbereich, zumindest empfinde ich das so. Stimmst du mir zu?

Das kann so sein, muss es aber nicht. Die besten Repräsentanten dieser Art von Doom Metal sind MOURNING BELOVETH aus Irland. Sie machen absolut geniale Musik. Ich kann nur jedem von euch empfehlen, sich das Album “Rust & Bone” (Van Records) anzuhören. Aber Doom Metal kann sich auch mit den Themen Satan, Religion oder sogar Gott beschäftigen. TROUBLE wurden als Doom Metal Band bezeichnet und sie sind definitiv eine christliche Band.

Sind denn Bandmitglieder von SOLSTICE in anderen Bands aktiv? Wenn ja, in welchen?

Der einzige SOLSTICE Musiker, der auch außerhalb der Band sehr aktiv war, war Izak. Seine andere Band lautet MONOLITH CULT. Sehr empfehlenswert! Ihr neues Album “Gospel Of Despair” ist gerade auf Transcending Records heraus gekommen.

Rick, unser Drummer, macht noch hin und wieder etwas mit seiner Old School Punk Band CIVILISED SOCIETY. Sie treten auf diversen antifaschistischen Events in England auf bzw. spielen auch Headliner Gigs.

Rich plant mit seinem 2004 gegründeten Projekt ISEN TORR etwas aufzunehmen. Das wird vermutlich bei einigen Leuten für Aufregung sorgen, den ihre Veröffentlichung “Might & Superior” hat mittlerweile Kultstatus erreicht.

Abschließend würde ich dich um ein persönliches Statement für unsere Leser bitten. Vielen Dank für dieses Interview und ich hoffe, ihr kommt bald wieder nach Österreich!

Auch dir vielen Dank für die Unterstützung!

Und hier sind meine Worte:

My life's on time,
But again my sense is late.
Feel a might unsteady,
But still I have to play.
Six to one's the odds,
And, we have the highest stakes.
And, once again I gamble with my very life today.

Highly polished metal,
The oil makes it gleam.
Fill the terror chamber,
Your mind begins to scream.
Your life is like a trigger,
Never trouble till you're squeezed.
Now you crack a smile,
As you give the gun a tease.

Place the piston down,
Now give the gun a spin.
Soon as the spinning stops,
Oh no, the game starts in.
A hateful way of vengeance,
A bit of playful sin.
Load another bullet,
Now the second round begins.

A couple grains of powder,
A couple grams of lead.
A touch against the trigger,
A touch inside the head.
Take another drink, and
Raise the last bets.
Think about my last words,
They might be what I just said.
A click comes from the hammer,
That couldn't drive a nail.
Sense the numbing cold blue,
Or the red of Hades' grill.
A fraction of a second,
Do you lose, or maybe still,
Pass it to the left,
And collect your mighty kill.

Add another bullet,
The third round begins.
Soon as the spinning stops,
Oh no, the game starts in.
Please, no I.O.U.'s,
No markers for death.
Does anybody play? Anybody,
Somebody, anybody play.

You, you, next victim, you next to die.
You, you, next victim, you next [s: your turn] to die.
You, come on, next victim, your turn to die.
You, come on, next victim, your turn to die.


Ein starkes Statement finden wir und wünschen SOLSTICE auf ihrem weiteren Weg alles Gute und ein hoffentlich stabiles Line Up sowie noch viele weitere großartige Releases!

Photo Credits: Sure Shot Worx