An Zeit dürfte es den bei SONS OF APOLLO beteiligten Herrschaften ebenso wenig mangeln wie an Songideen und Inspiration. Während zweiteres nicht zuletzt auf Grund der Besetzung in einem gewisse Maße wohl erwartet, um nicht zu sagen vorausgesetzt wird, überrascht der Faktor Zeit umso mehr. Schließlich ist keiner der fünf Musiker dafür bekannt, sich einzig und allein einer Band zu widmen. Nur knapp mehr als zwei Jahre nach dem umjubelten Debüt kredenzen SONS OF APOLLO nun also das zweite Studioalbum, auf dem sich die Protagonisten erneut von einer unglaublich beseelten Seite zeigen und die acht Songs geradezu zelebrieren.
Da man im letzten Jahr erst die Affinität zu klassischer Musik offenlegte und gemeinsam mit dem ortsansässigen Symphonieorchester das Metal/Klassik-Crossover-Live-Album "Live With The Plovdiv Psychotic Symphony" aufgenommen hatte, kommt es jedoch ein wenig überraschend, dass einige der neuen Songs verhältnismäßig minimalistisch arrangiert klingen.
Der mehrfach offenkundig zur Schau gestellte Stilschwenk vom Progressive Metal in Richtung Classic Rock, der mitunter sogar in einzelnen Songs vollzogen wird, ist zwar nicht zuletzt auf Grund der in der Vergangenheit immer wieder durch entsprechendes Integrieren von Rock-Klassiker in die SONS OF APOLLO-Setlist nachvollziehbar, war aber in dieser Intensität nicht zu erwarten.
Wirklich neu ist das Wissen um die Vorliebe von Jeff Scott Soto und Mike Portnoy für Größen wie DEEP PURPLE oder RAINBOW zwar nicht, von "Bumblefoot" und Derek Sherinian kannte man ein dermaßen offensichtliches Faible für Duelle im Stile von Ritchie Blackmore und Jon Lord zu deren wildester Zeit aber noch nicht.
Die kommt vor allem in 'Wither To Black' zum Vorschein, bei dem auch Jeff offenbar bemüht war sich am Timbre von Ronnie James DIO zu orientieren. Durchaus gelungen und auf jeden Fall ein mehr als würdiger Tribut an den kleinen Mann mit der größten aller Stimmen! Ähnlich "unproggig", aber nicht minder ehrwürdig, klingt 'Desolate July', das dem bei einem Autounfall verstorbenen, früheren ADRENALINE MOB- und TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA-Musiker David Zablidowsky gewidmet ist. Doch keine Bange, das Quintett hat das ekstatische Ausleben ihrer angestammten Gangart keineswegs ad acta gelegt. Allein der von einem entfesselten Portnoy gelenkte Opener 'Goodbye Divinity' dürfte sämtliche Kinnladen gen Grundwasser klappen lassen und wie sich die fünf Herren in 'Asphyxiation' die Metal-Kante geben, dürfte selbst so manchen sogenannten "Echt-Metaller" in die Knie zwingen.
Warum der Bass von Billy Sheehan bis zum Ende hin verhältnismäßig unauffällig und im Hintergrund bleibt, weiß man zwar nicht genau, da sich dieser Meister der dicken Saiten aber bereits in der Vergangenheit mehrfach als Teamplayer im klassischen Sinne erwiesen hat, braucht man sich wohl keine Sorgen zu machen, dass SONS OF APOLLO nicht in dieser Besetzung bald wieder von sich hören lassen.
Es wäre auch zu schade, könnten wir nicht noch mehr von diesem Ensemble vernehmen, das sein zweites Studio-Album mit einem Monumental-Epos mit dem Titel 'New World Today' beendet. Der scheint als Exkurs durch unzählige Ecken des Prog Metal angelegt zu sein, bringt es auf knapp 16 Minuten Spielzeit und spielt "alle Stückl'n"!
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