Da uns der Sommer nun endgültig verlassen hat, ist es höchste Zeit, den sich stetig und mit all seinen Eigenheiten ausbreitenden Herbst auch musikalisch entsprechend in Empfang zu nehmen. Womit, bleibt klarerweise je nach Geschmack, Lust und Laune nach wie vor ein Diskussionsthema.
Bei mir jedenfalls steht seit jeher epischer Doom Metal für diesen Anlass hoch im Kurs. CANDLEMASS, DAWN OF WINTER, oder auch SOLITUDE AETURNUS haben sich schon zig-fach als „Empfangskommando“ bewährt. Aber auch die durchwegs gelungenen Alben der Schweden SORCERER haben bislang immer gut funktioniert.
Daran wird sich so schnell auch nichts ändern, denn die Kollegen haben mit ihrem aktuellen Dreher „Reign Of The Reaper“ ein echtes „Brett“ abgeliefert, und werden deshalb in einschlägigen Bestenlisten am Ende des Jahres mit Sicherheit weit vorne genannt werden.
Die Herren rund um den ehemaligen 220 VOLT- und LION'S SHARE-Frontmann Anders Engberg setzen damit ihren Lauf, ausnahmslos hochwertige Veröffentlichungen aufzutischen, gekonnt fort. Wenig verwunderlich, denn diese Truppe versteht es gleichermaßen elegant und knallhart zu klingen, und hat es bisher immer noch geschafft, die Kitschkiste verschlossen zu halten.
Der Mix aus knackigem Doom der „nebelfreien“ Machart, brettharten, aber dennoch höchst melodiösen Power Metal-Riffs (die beiden Gitarristen Peter Hallgren und Kristian Niemann, die zuvor für namhafte Acts wie TIAMAT oder Rob ROCK tätig waren, setzen nicht auf den im Doom verbreiteten Minimalismus, sondern bringen stattdessen ihre Saiten zum Glühen, und lassen es auch gerne in klassischer Heavy Metal-Manier krachen), und einer berührenden Gesangsdarbietung mag zwar auf ewig ein Liebhaber-Thema bleiben, sollte aber auch außerhalb der Doom-Gemeinde honoriert werden.
Unter anderem, weil es die Herren verstehen mit ergreifenden, emotionsgeladenen Texten (‘Eternal Sleep’ - Gänsehaut von unfassbarem Ausmaß, vergesst die Taschentücher nicht, Leute!) dem Material zusätzlichen Tiefgang zu verabreichen, und den Zuhörer auf so manche tiefenentspannte „Traumreise“ im Kopfkino entführen.
„Reign Of The Reaper“ wirkt aber nicht nur als Seelenbalsam, sondern weiß sehr wohl auch vom technischen Aspekt her zu beeindrucken, denn anstelle sich permanent auf elegische Klänge zu verlassen, wird ab und an das Tempo gehörig angezogen, und zudem auch durchaus heftig gerifft.
Vieler schöner kann der Herbst nicht in Empfang genommen werden!