Zu Beginn der 90er-Jahre konnte man sich als Rockmusik-Liebhaber den zeitgeistigen Neuerungen einfach nicht entziehen. Egal, ob Presse oder MTV, das sich von den Staaten ausbreitende Gewitter namens "Grunge“ breitete sich mit unglaublicher Rasanz auch in Europa aus. Allen Unkenrufe(r)n von damals sei (einmal mehr...) mitgeteilt, dass dieser kurze, aber umso heftigere Trend sehr wohl auch jede Menge genialer Musik - spätere Klassiker, um genau zu sein - hinterlassen hat.
Dass viele dieser Bands (ALICE IN CHAINS, NIRVANA sowie der PEARL JAM-Vorgänger MOTHER LOVE BONE) obendrein das tragische Schicksal teilen, Mitglieder viel zu früh verloren zu haben, wirkt ebenso bitter wie bedrückend, wobei die Liste der genannten Bands seit dem Freitod von Chris Cornell (SOUNDGARDEN) leider vor kurzem erst wieder einmal aktualisiert werden musste.
Einer der auch nicht mehr unter uns weilt, und somit die aktuelle Neuauflage des vor 25 Jahren von ihm eingesungenen Debütwerks "Core" nicht mitfeiern kann, ist der seinerzeitige STONE TEMPLE PILOTS-Sänger Scott Weiland. Gemeinsam mit den Brüdern Robert (b) und Dan DeLeo (g) sowie Drummer Eric Kretz kredenzte Scott unter dem STP-Banner mit besagtem Erstling eine Scheibe, die sich insgesamt an die 8 Millionen mal verkaufen sollte und - trotz der Tatsache, dass die Jungs von ihrer Heimatstadt, dem im Verlgeich zu Seattle deutlich sonnigeren San Diego aus agierten - ausnahmslos Klänge die aus der damals boomenden Metropole im Nordwesten der US of A hätten stammen können.
Für die melancholische Gangart von Nummern wie "Creep", aber auch für die wesentlich fetzigeren Tracks wie die damals auf MTV dauerpräsenten Single-Auskoppelungen "Plush" und "Sex Type Thing" wurde dem Quartett zwar immer wieder vorgeworfen wahlweise von PEARL JAM oder ALICE IN CHAINS "übermäßig inspiriert“ worden zu sein, den Kids jedoch war das egal, sie fuhren auf STP voll ab!
An der Intensität dieser Tracks - wie auch an jener der anderen neun des Originals - hat sich auch nach zweieinhalb Dekaden nichts geändert, sehr wohl aber am nunmehr durch das Remaster deutlich druckvollerem Sound, der diese Neuauflage prägt. Satt!
Beeindruckend ist aber auch der Bonus-Teil ausgefallen. So enthält die "Deluxe-Edition“, die als Box in die Läden kommt, vier CDs (neben dem Studioalbum und dem auch auf der Doppel-CD-Version enthaltenen Silberling mit einer umfangreichen Demo-Sammlung (u.a. sind hier sogar Aufnahmen aus jener Zeit enthalten, als sich die Band noch MIGHTY JOE YOUNG nannte) gibt es auch noch zwei Live-CDs, wobei eine Aufnahmen vom „Reading Rock Festival“ 1993 sowie einen Gig im „Castaic Lake Natural Amphitheater“ aus demselben Jahr enthält und die andere bei einer MTV-Unplugged-Session mitgeschnitten wurde), eine "Plush"-Vinyl-Sonder-Edition sowie eine DVD enthält.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass mit diesem Re-Release nicht nur der Szene-Einstand der STONE TEMPLE PILOTS historisch einwandfrei aufgearbeitet und gebührend zelebriert wird, sondern man auch dem im Dezember 2015 aus dem Leben geschiedenen Scott Weiland damit entsprechend die Ehre erweist.
Die Trauer, die sein Ableben verursachte, erhält posthum durch den seinerzeitigen Opener "Dead And Bloated" sogar noch weitere Bitterkeit, intonierte der Frontmann doch schon damals hingebungsvoll folgenden Zeilen:
I am smellin' like the rose
that somebody gave me on
my birthday deathbed
I am smellin' like the rose
that somebody gave me
'cause I'm dead & bloated