Hach, da werden Erinnerungen wach! Die schottische Band um Rockröhre Maggie Bell und das Gitarrentalent Leslie Harvey (der kleinen Bruder von Alex) ging ursprünglich 1969 unter dem Namen POWER an den Start, wurde aber bald von ihrem Manager Peter Grant, der auch LED ZEPPELIN unter seinen Fittichen hatten, in STONE THE CROWS umbenannt.
Das selbstbetitelte Debut von hatte zwar nur sechs Titel im Talon, doch die waren schon in vielen Belangen ein Klasse für sich: Zur Eröffnung mit “The Touch Of Your Loving Hands” einen Slow Blues ins Rennen zu schicken war für die Zeit ziemlich ungewöhnlich, doch bot dieser Song den Akteuren alle Möglichkeiten ihre Talente unter Beweis zu stellen. Maggie’s unpackbar emotionale Gesangsperformance wurde von Fans und Kritikern als Pendant zum US-Raukehlchen Janis Joplin gehandelt, Leslie’s feinfühlige Licks boten eine superbe Jazz/Rock-Symbiose, perfekt von John McGinnis’ E Piano- und Orgelläufen komplemetiert und von der Rhythm Section Jim Dewar (bs) und Colin Allen (dr) grundsolide unterfüttert. Auf “Raining In Your Heart” nahm das Ganze Fahrt auf, die dann mit “Blind Man” zu wieder zu einer beseelten Delta Blues-Rendition gedrosselt wurde. Nach dem Beatles-Cover “Fool On the Hill” folgte mit “I Saw America” das Herzstück, das Opus Magnum, ein sechzehnminütiger Prog-Parforceritt, der alle Stückerln spielte.
Der Nachfolger “Ode To John Law”, noch im selben Jahr eingespielt, hatte immerhin schon sieben Songs in petto, vom Prog-Überflieger “Sad Mary” über das mega-groovige “Love 74” – ein Dancefloor-Dauerbrenner in einschlägigen Loklaitäten wie Voom Voom oder Camera – und das geradezu mainstreamige “Mad Dogs & Englishmen” bis hin zu der Midtempo-Hymne “Things Are Betting Better”, die als Bonustrack auch in der Single-Version zu hören ist.
Mit “Teenage Licks” (1971) waren STONE THE CROWS dann am kreativen Zenit – mit “Big Jim Salter” gab’s einen prächtigen Opener, rockig und mit ausufernden Solo-Läufen und “Mr. Wizard” kam erneut mit veritablem Rock Diskotheken-Prädikat und einem Riff, das Alex Harvey sich 1973 für “Faith Healer” borgte. Bob Dylan’s “Don’t Think Twice” wurde zu einer kongenialen, eigenständigen Version überarbeitet und der schottische Traditional “Ailen Mochree”, von Maggie a cappella intoniert, ist schlicht schlichtweg zum Niedernknien.
Während der Aufnahmen für “Ontinous Performance” (1972) erlitt Leslie bei einem Konzert in Swansea auf der Bühnen einen tödlichen Stromstoß. Die Band war am Boden zerstört, trotzdem beschloss man das Album mithilfe des THUNDERCLAP NEWMAN-Sixstringers Jimmy McCullough fertigzustellen, der auf den Tracks “Good Time Girl” und “Sunset Cowboy” zu hören ist. Aber trotz beseelter Kompositionen wie “On The Highway” und vor allem “Penicillin Blues” (das Maggie auch heutzutage noch auf der Setlist hat) war die Luft draußen und man ging getrennter Wege, was man den Herrschaften schließlich auch nicht verdenken konnte.
Repertoire Records hat die Meilensteine nun im Digipack-Format neu aufgelegt, wie gewohnt liebevollst aufbereitet und remastert von EROC. Die 12-seitigen Booklets kommen mit teilweise neuem Bildmaterial, Linernotes von Chris Welch und Beiträgen von ehemaligen Bandmitgliedern.
Super Sache, klingt wirklich um Ecken besser als früher Ausgaben!