T BEAR Fresh Bear Tracks

Bertus

Ein fabelhaftes Déjà-vu

T Bear wer? Richard T. Bear? Echt jetzt? Der Richard kam 1978 auf seinem Debut-Album “Red, Hot & Blue” mit dem famosen “Sunshine Hotel” um die Ecke, ein Zeitgeist-Disco Knaller mit allen nötigen Ingredienzien und darüber eine Rockröhre wie aus dem Bilderbuch. Auf diesem Longplayer war mit Billy Squier, Elliot Randall, Les Dudek, Neil Jason, Mike Finnigan und Alan Schwartzberg die damalige US (Studio-) Elite verteten, die in ähnlicher Zusammensetzung samt dem KISS/Meatloaf/W.A.S.P.-Gitarrero Bob Kulick auch auf dem Nachfolger “Bear” (1979) zugange war. Und Mr. Bear, einst als Richard Gerstein zur Welt gekommen, konnte hier u.a. mit gelungenen Covers von “Love Stealer” (Richard Myhill) und “Ruby Tuesday” (Jagger/Richards) punkten. Den größten Erfolg hatte er in Deutschland und somit verlegt Richard T. Bear seinen Lebensmittelpunkt eben dorthin, “Captured Alive” wurde dann auch im Hamburger “Onkel Pö” mitgeschnitten. Seine letzten beiden Scheiben “The Bear Truth” (1984) und “The Runner” (1986, mit einer amtlichen Version von Warren Zevon’s “Werwolves Of London”) liefen dann unverdienter Weise unter dem allgemeinen Radar.

Zeitsprung ins Jahr 2021: T Bear, seit Ewigkeiten in L.A. ansässig, legt sein neues Album “Fresh Bear Tracks” vor. Frisch klingen die 12 Songs durchaus, meist im zeitlos gediegenen Midtempo-Bereich mit legerer Americana/Blues-Schräglage und unaufdringlichen Jazz-Sprengseln angesiedelt. Und es wird zuweilen sehr persönlich – Richard hält emotionale Rückschau und verarbeitet Schicksalsschläge wie den Krebstod seiner Ehefrau im September 2019 mit dem berührenden “Nina’s Song” und persönlicher Niederlagen “Woe Is Me”, hat jedoch gleichzeitig überaus positive Botschaften mit “River Of Resurrection” und dem packenden, reflektiven “Wonderland” zu vermitteln. Die Stimme hat nach 35 Jahren nichts an Ausdruckskraft eingebüßt, der seinerzeitige Ungestüm ist einer sympatischen Versonnenheit gewichen, die den Zuhörer gleichermaßen in ihren Bann zu ziehen vermag. Nach alter Tradition steht auch hier ein Cover auf der Setlistd, die dezent swingende Neuauflage des ZOMBIES-Schmachtfetzen “She’s Not There” ist absolut hörenswert.

Aufgenommen wurde “Fresh Bear Tracks” in Robby Krieger’s Horse Latitudes Studio in L.A. und dass der Mann unvermindert in der Musikszene gut vernetzt ist beweisen die Gastauftritte von Stephen Stills, Walter Trout, Edgar Winter und der ehemaligen Paul McCartney-Sidekicks Laurence Juber und Denny Seiwell.

Wohl eins der überraschendsten Comebacks seit langem, verpflichtend für Geschmacksmenschen aller Altersstufen!

tbeartracks.com