Als etwas in die Jahre gekommener Musikliebhaber fühle ich mich immer wieder zu den Sounds vergangener Zeiten hingezogen. Irgendwie verständlich, da mich kontemporäre Interpreten und ihre Darbietungen weit seltener abholen können.
Bei dem vorliegenden Tonträger, eigentlich sollte man ihn richtigerweise als Juwel betiteln, hat man allerdings das beste aus beiden Welten. “Mad Dogs & Englishmen Revisited” ist nicht nur das Opus Magnum der Band um das Ehepaar Susan Tedeschi und Derek Trucks, die in allen Belangen und speziell Gitarren-technisch ganz famos harmonieren, sondern auch die einmalige Gelegenheit, eine der unvergesslichsten, beeindrucksten musikalischen Kollaborationen, die Magie der legendären Joe Cocker/Leon Russel-Tour anhand der 14 hier versammelten Songs nochmals zu erleben.
Aufgenommen auf dem Lock’n Festival 2015, erblickt das Album nun 10 Jahre danach endlich das Licht der Welt. Was “Mad Dogs & Englishmen Revisited” so besonders macht ist die Tatsache, dass neben der kompletten Tedeschi Trucks Band und Original-Mitgliedern der legendären "Mad Dogs" Formation wie Rita Coolidge, Claudia Lennear, Pamela Polland, Chris Stainton und Chris Blackwell auch honorige Gäste wie Warren Haynes, Chris Robinson und Dave Mason mit von der Partie waren. Und natürlich Leon Russell, der als Keyboard-Majestro und “spiritual guide” eine der Zentralfiguren dieses Events war.
Susan Tedeschi brilliert auf den Klassikern “The Letter” und “Darling Be Home Soon”. “Sticks And Stones” und “With A Little Help From My Friends”, mit Chris Robinson am Mikro, zählen zu den weiteren Highlights, auf denen die Band zur absoluten Höchstform aufläuft. Dave Mason’s superbe Dabietung von “Feelin’ Alright” versteht es genau dieses Gefühl dem Zuhörer zu vermitteln und “She Came In Through The Bathroom Window” hat man vermutlich schon in den unterschiedlichsten Versionen gehört, jedoch mit Sicherheit kaum jemals so gut wie hier.
Rita Coolidge, wie schon erwähnt eine der Sängerinnen der Cocker/Russell-Tour, sorgt für veritable Gänsehaut mit ihrer Version von “Bird On A Wire” und wenn sie mit ihrem Ex-Lover Leon den BAND-Klassiker “The Weight” anstimmt scheinen die emotionalen Narben der gemeinsamen Vergangenheit verblaßt zu sein. Leon Russell, der im Jahr nach dem Lockn’ Festival verstarb, verewigte sich hier weiters mit der bewegenden Intonation von “Girl From The North Country” und “The Ballad Of Mad Dogs & Englishmen”.
Das kollektive musikalische Talent und die Chemie zwischen allen Beteiligten auf diesem Live-Dokument sind schlichtweg phänomenal, schön dass es dieses Meisterwerk nun endlich zu hören gibt!