Obwohl ihr 1994er Debüt "Who Cares" auch hierzulande mächtig Staub aufwirbeln konnte, blieb das australische Quartett eher ein Liebhaberthema. Warum, weiß kein Mensch. Tatsache ist jedenfalls, dass man sehr wohl von der Auszeit der Band etwas mitbekommen konnte, die 2000 offiziell ausgerufen wurde, nur am Rande jedoch von der Wiederaufnahme des Bandbetriebs vor mittlerweile 15 Jahren. Seit damals sind mit "Round 1" und "Round 2" sogar zwei Alben veröffentlicht worden, die jedoch in Übersee kaum bekannt sind. Wenig verwunderlich, wurden beide Scheiben doch über das vorwiegend in Australien und Neuseeland aktive Label Riot! Entertainment aufgelegt.
Jetzt aber steht mit "High Price Deed" endlich auch bei uns wieder ein Tonträger zur Veröffentlichung an. Einer, den Fans der Band auf Anhieb ins Herz schließen werden. Schließlich merkt den Herrschaften sofort an, dass sie nichts von ihrer Hingabe zum räudigen, rifflastigen Hard Rock eingebüßt haben, und immer noch eine Spielfreude an den Tag legen, von der sich so manche Jungspund-Truppe etwas abschauen könnte. Kurz, es rifft und rockt nach allen Regeln der Kunst!
Dass sich stilistisch bei THE POOR im Vergleich zum Erstlingswerk nicht zwingend viel verändert hat, dürfte daher wenig verwundern. Die Fans werden deshalb frohlocken, denn mit "High Price Deed" wird ein Dreher aufgetischt, der ganz nach ihrem Geschmack ausgefallen ist. Zwar lässt das Quartett immer noch jede Menge Reminiszenzen an AC/DC und ROSE TATTOO ('Payback’s A Bitch', 'Goin‘ Down') vernehmen, und auch die seit jeher gezogenen Vergleiche zu RHINO BUCKET, LITTLE CAESAR und CIRCUS OF POWER sind nicht von der Hand zu weisen, mit Scheuklappen ist das Quartett aber dennoch nicht unterwegs.
Im Gegenteil, die Band macht deutlich, dass sie sehr wohl auch andere Formationen zu schätzen weiß, und zudem auch alle möglichen Strömungen der Rockmusik in den letzten Jahrzehnten nicht nur vernommen, sondern sich durchaus auch zu eigen gemacht hat. So kommt etwa der coole Groover 'Hurricane' mit einem fast schon frappant an den Rockdisco-Klassiker 'My Sharona' erinnerndem Basisriff daher, während 'Take The World' klingt, als ob sich die Australier an einer frühen ALICE IN CHAINS-Nummer versuchen würden. Und dass in dem mit einem anprangernden, sozialkritischen Text versehenen 'This Is The Story' gar dezente RAGE AGAINST THE MACHINE-Versatzstücken auszumachen sind, dürfte such kein Zufall sein.
Aber auch Sänger Skenie, den einst Brian Johnson damit adelte, als er ihm vorschlug, seinen Posten auf Tour zu übernehmen, sollte er eines Tages krankheitsbedingt ausfallen, versteht es prächtig für ein abwechslungsreiches Bild zu sorgen. Sein von Grund auf dreckiger, rauer Hard Rock-Gesang, der durchwegs zu gefallen weiß, ist nämlich keineswegs alles, was der alte Haudegen zu bieten hat. Zur allgemeinen Überraschung weiß er nämlich auch böswillig ins Mikro zu röhren, und dabei authentisch zu bleiben. Ob es lediglich an der Textzeile liegt, oder ob er tatsächlich, und ganz bewusst eine Hommage an Phil Anselmo eingebaut hat, wenn er in 'Cry Out' 'Be Yourself, By Yourself' mehr als nur dezent PANTERAesk intoniert, weiß man zwar nicht, "High Price Deed" erhält aber auch dadurch weitere Schlagkraft.
Als Fazit lässt sich demnach festhalten, dass THE POOR erneut ein lässiges, zum Mitmachen animierendes, geradliniges Album gelungen ist. Eines, das auch in gewohnter Manier traditionsbewusst aus den Boxen geballert kommt, durch die genannten "modernen" Elemente jedoch definitiv zusätzlich an Schmackes erhalten hat. Thumbs Up!