THE WHO Detour

Universal

Noch lange nicht reif für die Rente

“I hope I die before I get old” tönten THE WHO vollmundig anno 1965 auf “My Generation”. Hat nicht so ganz geklappt – zumindest die Herren Roger Daltrey und Pete Townshend, beide Mitte 70, erfreuen sich bester Gesundheit und legen 13 Jahre nach “Endless Wire” mit “Detour” eine neue Studioscheibe vor.

Beweisen müssen sie beileibe nichts mehr, aber anstatt sich in süffigem Recycling des eigenen Backkatalogs oder der (nicht ganz so) hohen Kunst der trivialen Coverversionen zu ergehen beschert uns das kongeniale Zweigespann einen Perlen-Reigen, wo sich nahzu jeder Song als künftiger Klassiker anbietet.

“I’m rocking in rage, well past my prime, denying the curtain” lässt uns Roger Daltrey wissen, gesanglich steht der Mann jedoch unvermindert prächtig im Saft. Und punkto Songwriting sind Roger und Pete dikussionslos hier zur Höchstform aufgelaufen: Der Operner “All This Music Must Fade” kommt schon mit dieser speziellen, verhalteten Brachialität daher und glänzt mit gekonnter Hookline und einem geilen Gitarren-Solo. “Who Gives A Fuck” erklärt Roger im Outro und der Zuhörer merkt rasch, dass sich die Herren in der Tat nichts scheißen. Das Keyboard-Intro zu “Ball And Chain” hat man schon irgendwo mal gehört, dann folgt allerdings ein Midtempo-Kracher mit kernigen Vocals und einem Slide-Part, so dreckig, wie man’s dem Haudegen längst nicht mehr zugetraut hätte. Natürlich hat man auch die Ohrwürmer im Talon – “Beads On A String” ist eine Midtempo-Hymne zum Niederknien und die von Pete zerbrechlich intonierten und mit Streichern unterlegten Ballade “I’ll Be Back” sollte man vorzugweise mit einem guten Glas Wein genießen.  und das spritzige “Break The News”

Mit dezenten Vocoder-Einsätzen, elektronischen Klang-Spielereien und orchestraler Breitwand, eingebettet in makellose Produktion zeigt uns das Altherren-Duo, dass es auch studio-technisch am letzten Stand der Dinge ist – da kommt mit “Break The News” ein Song zutage, der mit Fug und Recht seinen Platz im zeitgemäßen Formatradio hätte.

Mit Unterstützung von erprobten Alumni wie Pino Palladino (bs), Gordon Giltrap (git), Benemont Tench (keys) und gleich drei SchlagwerkerInnen (Zak Starkey, Carla Azar und Joey Waronker) ließ man den Songs das probate Klangbild angedeihen, “Detour” (DETOURS war übrigens der Name der Pre-WHO-Formation mit Daltrey, Townshend und Entwistle) sichert sich ohne Wenn und Aber ein Top-Ranking in den Band-internen Album-Charts. Die Deluxe-Version rundet das ganze mit drei weiteren Songs ab, aus Townshend’s Feder und von ihm selbst gefällig intoniert.

Was für ein Comeback!

 

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