Nachdem THEOTOXIN am 20.01.18 im Viper Room Wien einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben, bat ich die Band zum Interview. Hier sind die Antworten von Flo und Fabian … viel Vergnügen beim Schmökern!
Hallo ihr Beiden, seid bitte so nett und stellt THEOTOXIN unseren Lesern vor.
Flo: THEOTOXIN ist im Prinzip ein sehr neues Projekt, das ich Anfang 2017 aus der Taufe gehoben habe. Nachdem sich ZOMBIE INC. quasi aufgelöst haben, wollte ich mein eigenes Ding durchziehen. Da ich ein großer Freund von Blast Beats bin, war es mein Plan, möglichst schnelle und brachiale Musik zu schreiben, ohne dabei permanent Rücksicht (so böse das auch klingen mag) auf meine Mitmusiker nehmen bzw. Kompromisse eingehen zu müssen. So habe ich angefangen, die Songs für unser Debütalbum „Atramentvm“ zu schreiben.
An meiner Seite sind der ehemalige ZOMBIE INC. Bassist Joachim, Fabian Rauter (der mittlerweile auch bei ANOMALIE tätig ist) und die Frick Brüder, welche bei DISMAL LUMENTIS und HORNS OF HATTIN mitgemischt haben. Line-up Wechsel gab es, aber ich kann wirklich sagen dass wir inzwischen als Einheit zusammen gewachsen sind. Das Klima ist perfekt und jeder weiß, was er zu tun hat.
Fabian: Ich bin damals mit dem Ziel, Musik machen zu können, nach Wien gezogen und hatte immer eine ungefähre Vorstellung, mit welcher Art von Professionalität und Motivation ich arbeiten will. Ich bin nach sehr langer Suche bei THEOTOXIN fündig geworden. Für mich ist die Arbeit in der Band selbst ein “Highlight”, da man mit Allem dazulernt und seine Vorstellungen mit einer Gruppe von motivierten Leuten in die Tat umsetzen kann.
Euer erstes Album „Atramentvm“ wurde 2017 als Eigenproduktion veröffentlicht. In welchem Studio habt ihr aufgenommen bzw. wer ist euch bei der Produktion unterstützend zur Hand gegangen? Was bedeutet der Titel?
Flo: Aufgenommen wurde „Atramentvm“ bei Norbert Leitner, der mittlerweile ein guter Freund der Band ist und wir genießen den Aufnahmeprozess, welcher zwar prinzipiell immer stressig ist, dort sehr. „Atramentum“ heißt soviel wie einschwärzen. Es ist ein besonders dunkles Schwarz, das im alten Rom verwendet wurde und auch aus Tintenfischen (Tinte) gewonnen werden kann. Dieser Begriff ist meines Erachtens nach sehr passend für Black / Death Metal, wie wir ihn spielen.
Fabian: Unser Erstling war auch das erste ernsthafte Album, bei dem ich selber mitwirken konnte. Die Arbeit von Norbert war mir aber schon lange vorher bekannt (KRIMH!!), da hatte ich noch sehr wenig Erfahrung und nicht viel Ahnung von Aufnahmeprozessen. Mit Norbert zusammen zu arbeiten war also schon mal ein Punkt auf meiner Liste, und ich glaube, wir haben im Zuge der Produktion alle zusammen eine solide Basis für THEOTOXIN geschaffen. Martin Schirenc war uns eine große Hilfe bei ein paar Synth-Arrangements und beim Layout für Digipack & Booklet. Für letzteres ist er übrigens beim zweiten Album ebenfalls wieder verantwortlich!
Gab es nach der Veröffentlichung Anfragen von verschiedenen Labels bzw. habt ihr zwischenzeitlich einen Vertrag mit einer Plattenfirma unterschrieben?
Flo: Wir hatten einige Anfragen, aber es war nichts dabei, auf das ich mich einlassen wollte. Wir haben jedoch vor wenigen Tagen bei Massacre Records unterschrieben, welche den Nachfolger zu „Atramentvn“ veröffentlichen werden. Wir waren bereits mit ZOMBIE INC. bei Massacre Records unter Vertrag, ich weiß also, wie sie arbeiten und bin dadurch sehr zufrieden und zuversichtlich was den Vertrieb unseres neuen Albums und die Zusammenarbeit betrifft.
Ihr arbeitet ja wie schon kurz angesprochen mittlerweile an eurem zweiten Album. Könnt ihr uns verraten, in welchem Stadium die Arbeiten sich befinden? Gibt es massive Veränderungen zum Erstling oder geht ihr konsequent den eingeschlagenen Weg weiter?
Flo: „Consilivm“ ist bereits fertig eingezimmert und befindet sich gerade im Mix. Aufgenommen wurde es wieder bei Norbert Leiter, aber den Mix und Master übernimmt diesmal Lukas Haidinger vom DeepDeepPressure Studio in Oberösterreich.
Veränderungen wird es definitiv geben, „Consilivm“ ist reifer, eingängiger und wesentlich technischer. Ich hab mir viel Zeit genommen, um diverse Gitarrenparts wirklich eingängig zu machen. Fabian hat dieses mal ebenfalls zwei sehr starke Songs beigetragen, die perfekt zu meinem „Schreibstil“ passen. Es wird im wesentlichen mehr Abwechslung geboten und hoffentlich hören die BELPHEGOR Vergleiche mit dem neuen Album mal auf. Ha!
Fabian: Dem kann ich eigentlich nicht mehr viel hinzufügen. Diesmal sind mehrere Techniker am Album beteiligt und der gesamte Prozess ist etwas komplexer. Jeder hat sehr sehr gute Arbeit geleistet und „Consilivm“ ist genau so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. Im Vergleich zur Debütscheibe ist das neue Material viel abwechslungsreicher und fängt dort an, wo “Atramentvm” aufgehört hat. Ein weiterer Schritt nach vorne, ohne dabei musikalisch zu weit abzuschweifen - immer noch schnell und brachial, aber mehr durchdacht und erwachsener.
Wovon handeln die Lyrics der neuen Songs? Seid ihr politisch interessierte Musiker, die das Tagesgeschehen in ihren Texten verarbeiten oder kommt das für euch nicht in Frage?
Flo: Ich bin dieses Mal auch textlich einen kleinen Schritt nach vorne gegangen, wobei bereits drei Lyrics von unserem neuen Sänger Michael dabei sind. Politik ist prinzipiell etwas, das mich eher weniger interessiert und für mich auch in der Musik gar keinen Platz hat. Waren die Texte auf „Atramentvm“ noch rein antichristlich und gegen jegliche Art von religiöser Unterordnung, sind bei „Consilivm“ diesmal ein bis zwei persönliche Themen dabei. Aber im großen und ganzen geht es noch immer um die persönliche Ablehnung eines, für mich jedenfalls, fiktiven Götzen und um die geistige Befreiung von genau diesem.
Wer von euch schreibt denn die Songs für die THEOTOXIN Alben? Ist das ein gemeinschaftliches Projekt oder arbeitet eher jeder für sich seine Ideen aus? Gibt es Bands, die euch bewusst oder unbewusst beim Songwriting beeinflussen oder könnt ihr euch da abschotten?
Flo: „Atramentvm“ stammt bis auf einen Text komplett aus meiner Feder und bei „Consilivm“ sind diesmal zwei Songs von Fabian und drei Texte von Michael dabei. Unser Songwritingprozess ist recht unkompliziert. Ich schreibe die Songs zu Hause, schicke die Riffs an die Gitarristen und Fabian verfeinert so manche Melodie oder einige Riffs. Danach spielen wir die Songs im Proberaum. Ich wollte das von Anfang an so und bei soll es auch bleiben. Ich persönlich finde es sehr wichtig und auch gut, wenn eine Person den „Ton“ angibt, wobei ich natürlich offen für Vorschläge oder Kritik bin. Eigentlich ist das genau das, was mich dazu bewegt hat, THEOTOXIN zu gründen, ich wollte beim Songwriting nicht immer Rücksicht auf andere nehmen und das funktioniert wunderbar.
Was den Einfluss betrifft: Ich bin extrem offen in Bezug auf Musik. Mir ist es bei THEOTOXIN wichtig, das es schnell und brachial ist, wobei ich auch nichts gegen Melodien habe. Ich setze mir beim Songwriting keine Grenzen.
Fabian: Flo hat bereits das Wichtigste über unseren Schreibprozess erzählt. Das Debütalbum kommt ja musikalisch zur Gänze von ihm. Ein recht großer Teil der Songs stand schon, bevor das Projekt ins Leben gerufen wurde. Dennoch wurden einige Sachen umgeschrieben und angepasst bzw. verbessert. Flo und ich haben einen etwas unterschiedlichen Schreibstil, der sich aber sehr gut ergänzt bzw. zusammenpasst (Stichwort melodisch!). Wir sind uns immer recht einig und wissen, was unsere Musik braucht und was nicht. Ich persönlich bin beim Schreiben eher unbeeinflusst von anderen Bands. Manchmal bin ich ganz froh, wenn ich in der Freizeit ruhigere Musik zu hören bekomme.
Ich habe euch das erste Mal vor ein paar Wochen gemeinsam mit THE NEGATIVE BIAS, GOATH und MOSAIC live erleben dürfen. Hut ab, mehr als respektable Leistung! Würdet ihr zustimmen, wenn ich sage, dass mich eure Musik ein wenig an die von BELPHEGOR erinnert? Ich kann gar nicht artikulieren, woran das liegt, es ist so ein spontanes Gefühl.
Flo: Vielen Dank, es ist uns sehr wichtig, das im Studio Aufgenommene wirklich eins zu eins live wiederzugeben. Ich möchte auch nicht leugnen, dass mich BELPHEGOR etwas beeinflusst haben. Ich bin ein großer Fan von den Anfangstagen dieser Band bis hin zum „Goatreich – Fleshcult“ Album. BELPHEGOR haben einfach eine perfekte Brücke zwischen Death- und Black Metal geschaffen. Wie bereits vorhin erwähnt, hoffen wir jedoch, dass diese Vergleiche (wobei es durchaus schlimmere geben könnte!) mit der Veröffentlichung von „Consilivm“ aufhören werden.
Fabian: Großen Dank dafür, wir sind selber immer sehr darum bemüht, eine standhafte Performance zu liefern! Dass unsere Musik an BELPHEGOR erinnert, ist uns bewusst. Beide Bands arbeiten mit sehr schnellem Drumming und bösartigen Melodien, bin schon gespannt, ob die Reaktionen aufs neue Album diese Vergleiche beibehalten. Ob man Parallelen erkennen will oder nicht, soll jedem Hörer frei überlassen sein!
Ihr habt ja schon angesprochen, dass die Belegschaft von THEOTOXIN auch in relativ bekannten anderen Bands aktiv ist. Nimmt das nicht immens viel von eurer Zeit in Anspruch? Bleibt da neben Studium oder Arbeit auch noch Zeit für andere Hobbys?
Flo: Oh doch, das geht schon. Ich knüppel nebenbei noch bei DISTASTE, wobei ich mir für THEOTOXIN natürlich viel Zeit nehme, da das Projekt quasi mein „Baby“ ist. Nachdem ZOMBIE INC. momentan inaktiv sind, gibt es in diesem Bereich keinen Stress. Generell sind wir alle zeitlich sehr eingespannt, aber wir proben dennoch regelmäßig und schauen, dass ordentlich was weitergeht, da ich aus diesem Einheits-Sumpf raus möchte.
Fabian: Klar, in Bands spielen erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative. Damit ist aber jeder konfrontiert, der neben dem “normalen” Berufsleben weitere Ziele verfolgt, sei es Musik oder etwas Anderes. Um alles einigermaßen unter einen Hut zu bekommen, muss man halt Opfer bringen. Gerade wenn ein neues Album im Entstehen ist, fließt eigentlich jede freie Minute in die Band, da kommen andere Dinge oft zu kurz. Aber wenn man will, geht alles und von nix kommt nix!
Spielen THEOTOXIN in absehbarer Zeit auch eine längere Tour oder bleibt es vorerst bei Einzelshows? Welche Gigs sind für die nächsten Monate geplant? Mit welchen Bands werdet ihr auftreten?
Flo: Momentan sind einige Gigs in Österreich fixiert und wir werden auch ein Konzert in Luxemburg zusammen mit unseren Freunden TULSADOOM spielen. Besonders freuen wir uns auf das Vienna Metal Meeting, da dieser Gig die Release Show für „Consilivm“ werden soll und wir natürlich auch hoffen, einige neue Leute für uns gewinnen zu können.
Fabian: Eine längere Tour ist derzeit nicht geplant, wir streben dennoch an, in Zukunft mit THEOTOXIN zu touren. In der nächsten Zeit werden wir mit der Veröffentlichung vom neuen Album alle Hände voll zu tun haben. Mal schauen, wohin uns das bringt. Vorerst spielen wir vereinzelte Shows: Das Vienna Metal Meeting, ein Gig mit UADA im Grazer Explosiv und eine Doppelschicht mit ANOMALIE in St. Pölten sind auf jeden Fall interessante Termine!
Wie beurteilt ihr die österreichische Metalszene? Ich finde, dass sich in den letzten Jahren massiv etwas getan hat und viele neue talentierte Musiker bzw. Bands am Start sind.
Flo: Puh, schwieriges Thema. Wir haben sehr gute Musiker und auch ein paar richtig geile Bands in Österreich, jedoch herrscht hier zu viel Konkurrenzdenken. Bands sollten sich mehr unterstützen, denn im Endeffekt gönnt keiner keinem etwas.
Und nun bitte noch der obligatorische Schlusskommentar:
Hört demnächst in „Consilivm“ hinein, da ist sicherlich für jeden etwas dabei … von Akustikgitarren bis zu Blastbeat-Sektionen und das alles in THEOTOXIN Manier!
Das werden wir garantiert machen. Vielen Dank für das ausführliche Interview und wir sehen uns in Bälde bei einem THEOTOXIN Konzert wieder.
Photocredits: Tom Zonyga