Die TINDERSTICKS stehen seit den frühen 90ern für etherischen, sehr düsteren, kammermusikalischen Alternative-Pop. Für gar nicht so wenige avancierten die Musiker aus Nottingham rund um Mastermind Stuart Staples bald zu den ganz Großen und einer legendären Band. Ich darf mich seit dieser Ära als Fan outen, obwohl primär an härterer Musik interessiert, gehörten sie für mich neben PORTISHEAD, Mazzy Star, Leonard Cohen und noch einigen Wenigen zum Besten für ruhige Momente. Vermutlich auch keine Seltenheit, all diese Musiken verbindet das Düstere und Minimalistische, für Fans von Punk, Gothic, Alternative Rock oder Metal attraktive Attribute.
Nach einer Pause von fünf Jahren feierte die Band 2008 mit dem Album „The Hungry Saw“ ihr Comeback. Seither geben sich einem wahren Kreativexzess hin. Im Prinzip erscheint jedes Jahr ein neues Album und dazwischen Soundtracks für die Filme der französischen Regisseurin Claire Denis oder Begleitmusik für Kunstausstellungen. Ich muss gestehen, ich hab den Überblick verloren. Reingehört hab ich meistens, aber wie so oft wenn Überangebot herrscht, leidet dann doch der Anreiz etwas. Vieles plätscherte in meiner oberflächlichen Wahrnehmung so lala dahin, einige Songperlen dazwischen ließen aber auch immer wieder meine Ohren spitzen.
Mit den Filmen von Claire Denis werde ich definitiv nicht ganz warm, es handelt sich großteils um Style über Inhalt bzw. wird der philosophische Inhalt aufgrund der Kunstverpackung meiner Meinung nach überbewertet. Es war eher die Musik der TINDERSTICKS und die Affinität zu den von ihr benützten Genres Science Fiction & Horror, die mich zur Sichtung motivierten.
Wie auch immer, das neue TINDERSTICKS-Album ließ mich bei den ersten 2 Songs definitiv aufhorchen. Nicht positiv. Es schien, hier hat sich endgültig ein Stilumbruch manifestiert und die Soundtrackarbeit könnte ihre Spuren nachhaltig eingegraben haben. Es sind minimalistische, experimentelle Stücke, die mich eher an eine kammermusikalische Form von monotonem Minimal-Techno erinnern und keine Songs in dem Sinn festmachen lassen. Für Filmmusik muss man sich zweckdienliches Musikmachen abseits von Songstrukturen aneignen, dem primär die Notwendigkeit zugrunde liegt Stimmungen zu verstärken und Übergänge geschmeidig zu machen, Ambient im Prinzip.
Ab Song 3 wird’s „normal“ und meine Miene erhellt sich und ich muss merken, dass ich wohl einfach ein konservativer Fan bin. So ist das mit den alten, weißen Männern, die immer das mögen was sie eben mögen. So gesehen, darf ich das neue TINDERSTICKS-Album empfehlen. Es braucht nur ein bißchen Nerven für leichtes Abweichlertum in manchen Songs. Über den Tellerrand blicken schadet nie, aber zu viel ist manchmal anstrengend. So gesehen richtige Dosis. I still love the TINDERSTICKS!